Autor/in: Raufelder, Diana

Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Sicht der SchülerInnen SchülerInnen wünschen sich LehrerInnen, die in ihrer Rollen-Identität überzeugen, ohne dabei die Dimensionen des Seins außer Acht zu lassen. Im Sinne Böhnischs bedeutet das, dass die LehrerInnen-Rolle in einem ausgewogenen Verhältnis zum LehrerInnen-Sein stehen muss. Obwohl die Rolle Teil des Seins ist, darf sie das Sein nicht dominieren oder hinter dem Sein zu viel an Bedeutung verlieren. LehrerInnen, denen dieser Balance-Akt gelingt, werden von SchülerInnen mit Respekt belohnt und als Autorität beschrieben.
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Sicht der LehrerInnen Wie nehmen LehrerInnen ihre SchülerInnen wahr, welche Erwartungen haben sie und in welchem Maße gelingt es ihnen, auf die Persönlichkeit und individuelle Struktur einzelner SchülerInnen einzugehen? Diese Fragen sollen hier im Folgenden untersucht werden. 22.01.03 „Wenn man beispielsweise in einem Schuljahr vier neue Klassen bekommt, dann sind das im Schnitt 100 neue Namen“, sagte Herr Hofstätter. Während sich der Schulalltag der SchülerInnen in jedem Schuljahr im Allgemeinen um nicht mehr als zehn
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Sicht der LehrerInnen Während meiner Zeit im Feld, konnte ich immer wieder beobachten, – wie auch in diesem Fall – dass LehrerInnen an sich selbst die Erwartung stellen unfehlbar zu sein, zumindest vertraten sie den SchülerInnen und Eltern gegenüber häufig diese Position. 10.10.02 Beim Aufhängen von Eisenwolle an einer Waage nahm Herr Dr. Behringer jeweils von der falschen Seite Teile weg, um ein Gleichgewicht herzustellen. Statt Gleichgewicht zu erzeugen, wurde so die Differenz zwischen beiden
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Misstrauen SchülerInnen Da ich zuerst am Schulalltag der SchülerInnen teilnahm, entwickelten die SchülerInnen nur in geringem Maße Misstrauen mir gegenüber. Anfangs zeigten sich zwar einzelne SchülerInnen schüchtern, skeptisch oder zurückhaltend, fragten ob LehrerInnen meine Notizen zu lesen bekämen, aber das Vertrauen, das sie mir entgegenbrachten, überwog eindeutig. 11.11.02 Seda, Vivienne und Anna wollten von mir wissen, was ich denn immer für die LehrerInnen aufschreibe. Als ich ihnen zum wiederholten Male sagte, daß die Notizen nicht
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Misstrauen LehrerInnen Da ich mich in den ersten drei Monaten meines Feldaufenthaltes vor allem auf die SchülerInnen und deren Perspektive konzentrierte und deshalb sehr viel und intensiven Kontakt mit den SchülerInnen hatte, entstand auf Seiten der LehrerInnen schnell Misstrauen hinsichtlich meiner Vorgehensweise und Intention. Die für LehrerInnen ungewohnte Anwesenheit einer Beobachterin, von der sie nicht wussten worauf diese explizit achtet, welche Art von Notizen sie anfertigt, ob, oder wie sie ihr Handeln bewertet etc., erzeugte
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Frau Langhans Frau Langhans, Referendarin im zweiten Ausbildungsabschnitt, unterrichtete die Klasse 9b im Fachgebiet Deutsch. Da sie zum ersten Mal ihre Lehrtätigkeit am BBG aufnahm, gab es keinen Ruf, der ihr vorweg eilte oder Erfahrungen mit SchülerInnen aus vorherigen Schuljahren. Aber allein schon die Tatsache, dass sie Referendarin war, löste bei den SchülerInnen ein Gefühl von Überlegenheit aus – immerhin wussten sie aus ihren bisherigen Erfahrungen mit ReferendarInnen, dass diese auf die Mitarbeit der SchülerInnen
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Kontakt-Schwierigkeiten Die Interaktionen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen werden durch […] Dualismus eingeschränkt, viele Verhaltensoptionen verfallen. Jeder Interaktionspartner bzw. jede Interaktionspartnerin weiß um seine bzw. ihre Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe und den damit einhergehenden Pflichten, Regeln und Umgangsformen. 07.10.02 In einem Gespräch mit dem Lehrerpraktikanten Christian, sprach ich ihn auf dessen Beliebtheit bei den SchülerInnen an, die ihn sogar um seine Handy-Nummer baten. Erantwortete: „Ich hab´ kein Problem damit Kontakt zu den Schülern zu haben. Wenn
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Feldforscherin identifiziert als Schülerin Wie bereits ausführlich thematisiert, identifizierte mich die Mehrheit der LehrerInnen mit jedem Tag, den ich mit den SchülerInnen verbrachte, mehr als eine von diesen. Beispielhaft für die Auswirkung dieser Zuordnung steht folgende Feldnotiz: 10.10.02 Vor der nächsten Stunde Chemie nahm mich Herr Dr. Behringer auf ein Wort zur Seite. Er sagte, daß ich nicht mehr mit einem Cappuccino-Becher aus dem Schulgetränkeautomaten in den Unterricht kommen darf (das hatte ich in der
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Feldforscherin identifiziert als Lehrerin Zwar kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob das Misstrauen der SchülerInnen mir gegenüber während der zweiten Phase meiner Untersuchung zunahm, aber zumindest nahmen sie meinen „Seitenwechsel“ wahr, was in Boris´ Verhalten in der nächsten Passage meiner Feldnotizen zum Ausdruck kommt: 14.02.03 Während meiner Felduntersuchung der LehrerInnen-Sicht, traf ich auf der Treppe auf Boris aus der 9b. Er fragte mich nach meiner Meinung bezüglich dem Vorfall mit Herrn Hofstätter, als er