Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten

Wie in der alltäglichen Kommunikation kommt es auch im Unterricht zu ‚fal­schen’ Antworten, wobei in der Schulsituation die Korrektur (oder Reparatur) in anderer Weise vollzogen wird. Aus der Perspektive der Bearbeitung schuli­schen Stoffes stellt die falsche oder inadäquate Schülerantwort gerade eine Ressource für die Lehrperson dar. Es gibt dann etwas, woran anzuknüpfen ist und was es zu verbessern gilt. Dass die Schüleraktivität zur Hervorbringung richtiger Antworten an bestimmte Umgangsregeln gebunden ist, wird im fol­genden Beispiel deutlich.

Beispiel

Die Lehrperson bearbeitet mit der Klasse (6. Klasse, Geographie) den Mittel­meerraum. In dieser Stunde geht es um die Frage, welche Regionen für den Urlaub geeignet sind. Anhand einer Landkarte, auf der die verschiedenen Urlaubsregionen markiert sind, sollen die Schüler die jeweiligen Staaten identifizieren:

L:    … die Region, wo die eins dransteht, also das ist die Algarve. In wel­chem Land liegt die Algarve? (P) Malte

M:   das is Albanien

Sn: ((lautes Gelächter))

L:     Also hört mal, das geht nicht! Jeder kann hier was sagen, ohne ausge­lacht zu werden …

In dieser Situation erfolgt die Korrekturinitiierung durch einen kollektiven La­cher der Schüler, mit dem sie die Aussage ihres Mitschülers Malte bewerten. Inadäquat ist der Lacher für die Lehrperson nicht deshalb, weil er die spezifi­sche Korrekturform inadäquater Schülerantworten unterläuft, sondern insbe­sondere aus dem Grund, den Zwang zur richtigen Antwort und hiermit die all­gemeine Antwortmotivation abzumildern, denn in der Schule gibt es – auch bei falschen Antworten – nichts zu lachen. Falsche Antworten sind vielmehr ein zentraler Bestandteil des Unterrichts.

Nutzungsbedingungen:
Das vorliegende Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, bzw. nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt – es darf nicht für öffentliche und/oder kommerzielle Zwecke außerhalb der Lehre vervielfältigt, bzw. vertrieben oder aufgeführt werden. Kopien dieses Dokuments müssen immer mit allen Urheberrechtshinweisen und Quellenangaben versehen bleiben. Mit der Nutzung des Dokuments werden keine Eigentumsrechte übertragen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an.