Autor/in: Kelle, Helga

Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten In koedukativen Schulen kommt es allerdings auch zu geschlechtergemischten Aktivitäten und Spie­len, die als ausgesprochene „Geschlechterspiele“ zu bezeichnen sind, wenn nämlich nicht einfach Jungen und Mädchen miteinander spielen, sondern die Spiele durch die mannschaftsförmige Gegenüberstellung der Geschlechter strukturiert werden. Verschiedene Varianten von Fangspielen mit mehr oder weniger festen Regeln funktionieren als „Jungen-gegen-die-Mädchen, Mädchen-gegen-die-Jungen“. Solche Spiele binden häufig mehr Mitspieler und Mitspielerinnen als andere Sorten Pausenspiele und sind mit entsprechender Aufregung und Aufmerksamkeit verbunden. Anhand der
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Die Pausenspiele neun- bis zwölfjähriger Schulkinder zeichnen sich durch große Beweg­lichkeit und durch „kontinuierliche Beschäftigung mit den Körpern der anderen“ (Thorne 1993, S. 15) aus. Im schulöffentlichen Kontext sind Kinderspiele nicht nur In­teraktionsterritorien, die eine bestimmte Teilnehmergruppe in eine bestimmte Aktivität involvieren und dabei andere ausschließen oder zu Publikum machen. Sie sind zunächst auch im schlichten räumlichen Sinne abgegrenztes Gebiet. In den vergangenen Jahren haben eine Reihe von Untersuchungen auf Geschlechterunterschiede in der (spieleri­schen) Raumaneignung
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Wie in der alltäglichen Kommunikation kommt es auch im Unterricht zu ‚fal­schen’ Antworten, wobei in der Schulsituation die Korrektur (oder Reparatur) in anderer Weise vollzogen wird. Aus der Perspektive der Bearbeitung schuli­schen Stoffes stellt die falsche oder inadäquate Schülerantwort gerade eine Ressource für die Lehrperson dar. Es gibt dann etwas, woran anzuknüpfen ist und was es zu verbessern gilt. Dass die Schüleraktivität zur Hervorbringung richtiger Antworten an bestimmte Umgangsregeln gebunden ist, wird im fol­genden Beispiel
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Ein zentraler Aspekt der Unterrichtskommunikation ist die Umwandlung der Sprechsituation – von der Permutabilität zur Regel „only one at a time“. Hierzu bedienen sich Lehrpersonen einer Fragetechnik – der sogenannten „tag positioned address terms“ (McHoul 1978, S. 205) -, die zunächst alle Schüler adressiert, um dann einen Schüler aufzurufen. Ein Beispiel: „Was ist ein Syn­drom? (1) Ines“. Es ist eine Frage-Pause-Anrede-Konstruktion, die Überlap­pungen von Seiten der Schüler ausschließt. Von ihnen wird Aufmerksamkeit gefordert, da die
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Jeder Schüler hat seinen Platz in der Klasse. Er besteht aus folgenden Elemen­ten: ein Stuhl, die Hälfte eines Tisches und eine bestimmte Position im Raum: vorne/hinten, linke/rechte Seite; innen/außen. Mit diesen Positionen verbinden die Schüler bestimmte Affekte, die ihre Basis in der räumlichen Distanz zur Lehrperson (nah/fern) und zu bestimmten Schülern haben (Nachbarn, die ‚haut­nah’ zu spüren sind). Der Klassenraum wird parzelliert und Schüler werden – im Sinne M. Foucaults (1977) – „elementar lokalisiert“. Schüler
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Es geht in der folgenden Szene um eine Neuorganisation der Verteilung von Klassendiensten (wie „Tafeldienst“, „Blumengießen“ u.ä.) in einer Gruppe der 4. Jahrgangsstufe an der Laborschule Bielefeld. Die Neuregelung ist nötig geworden, weil die bestehende Regelung, bei der sich die „Schnellsten“ immer für den leichtesten Dienst melden und eintragen lassen, allgemein als ungerecht empfunden wird.
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Die folgenden Szenen stammen alle aus einem Beobachtungsprotokoll, das insbesondere auf einen Schüler fokussiert, der im Folgenden „Ralf“ genannt wird. Zum Kontext: Es handelt sich um einen Sitzkreis, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf niedrigen Bänken oder zum Teil auf dem Boden sitzen und die Mitte frei lassen. Die Lehrerin, die Beobachterin und der Beobachter sind in den Kreis integriert. Diese Form findet im Unterricht der Laborschule Bielefeld oft Verwendung, wenn es um Einführung