AutorIn: Mohn, Bina Elisabeth
(Kamera-Ethnographie)
Prof. Wiesemann, Jutta
(Co-Autorin und Redaktion)
Heike Schreyer
(Mitarbeit)
Datum: 26.07.2010
Ethnographische Lernforschung (Jutta Wiesemann):
Jedes Handeln im Kreis ist mit dem Pferdchen in der Hand potentiell im Fokus aller Teilnehmer und damit öffentlich. Das Pferdchen wird zum Spielobjekt des Sprecherwechsels:
Rederechte werden verweigert, aufgezwungen, gelangweilt angenommen, verzögert eingefordert und angeboten. Dies wird durch den gewählten Fokus der Kamera auf Hände und Pferdchen und durch den Gebrauch von slow motion Effekten beobachtbar. Der Morgenkreis als öffentliche Bühne wird genutzt zur Selbstinszenierung, zur Inszenierung von Paaren, Freundschaften und Rivalitäten. Die Dominanz des Spielerischen in diesem Ritual und mit dem Ritual beeinträchtigt in keiner Weise den reibungslosen Ablauf. Zwischen der eigentlichen Aufgabe, nämlich dem Stiften einer Gemeinschaft über die Erzählungen jedes Einzelnen und dem Subtext der Verfahrenspraxis der Schüler, scheint das Gleichgewicht ins Wanken geraten zu sein. Wann haben die Teilnehmer womöglich das Ritual überlebt und zu einem Inszenierungsspiel moduliert?
Angewandte Pädagogik (Heike Schreyer (Lehrerin der Klasse)):
Die Art der Übergabe des Pferdchens sagt mir bei genauem Hinsehen sehr viel über die Stimmung und über die zwischenmenschlichen Kontakte zwischen den Kindern. Leider fehlt mir im Schulalltag während des Morgenkreises die Ruhe, diese Details aufmerksam zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen, weil ich das Gefühl habe die ganze Gruppe im Blick haben zu müssen und oft bei Störungen eingreifen oder Kinder ermahnen muss, die den Rednern/Rednerinnen ins Wort fallen. So kriege ich die Feinheiten oft gar nicht mit.
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