Methode:
Fachdidaktik:

AutorIn:
Mohn, Bina Elisabeth
(Kamera-Ethnographie)

Prof. Wiesemann, Jutta
(Co-Autorin und Redaktion)

Heike Schreyer
(Mitarbeit)

Datum: 26.07.2010

Handwerk des Lernens

3.1. Lehrerin-Schülerin spielen

Ethnographische Lernforschung (Jutta Wiesemann)
Die Hände am laminierten Arbeitsblatt erzählen von einer Lerngruppe und den unterschiedlichen Akteuren in ihren unterschiedlichen Rollen. Die drei Mädchen beschäftigen sich mit einem schulischen Arbeitsauftrag. Eine hat „das Blatt in der Hand“. Sie ist die ältere und die Lehrerin. Ihre Aufgabe ist es den anderen beiden zu helfen, einen Vortrag vorzubereiten. Die Hände der drei scheinen auf und um das Papier zu tanzen und zeigen dabei Macht und ein sich Fügen und eifriges Lesen Wort für Wort, Ungeduld, die Aufforderung etwas zu tun und die zögerliche Annahme der zugeteilten Aufgabe, manchmal auch leisen Protest. Die dominanten Aktivitäten dabei sind die unterschiedlichen Formen des Zeigens und Deutens auf der einen Seite und die des Drehens und Festhaltens auf der anderen Seite. Das Blatt wird entschieden auf den kleinen Tisch geklopft, Hände und Finger am Blatt werden weg gestoßen, wie nebenbei: ein Wegwischen im Vorübergehen. Die Hände werden zu Erklärungshilfen und zeigen Erklärungsgesten. Das Blatt wird in Besitz genommen, nah am Körper gehalten und wieder freigegeben und in die Mitte zurück gelegt. Der Fokus auf die Hände und das Blatt zeigt uns eine Aufführung, die routiniert vollzogen wird. Die Darstellung der Rollen in dieser Szene scheint eingeübt. Es ist die perfekte Inszenierung einer Lehrer-Schüler Interaktion.

Angewandte Pädagogik (Heike Schreyer (Lehrerin der Klasse))
Durch die Jahrgangsmischung entstehen häufig Situationen bei der Wochenplanarbeit, in denen die Sechsklässler den ‚Vierten’ etwas beibringen wollen. Eigentlich ein gewünschtes Verhalten. Bei dieser Szene ist mir jedoch klar geworden, dass ich die ‚Großen’ und auch die Kinder denen geholfen wird mit der Situation nicht so selbstverständlich allein lassen darf. Ich denke bei dieser Form der Arbeit – und vor allem auch in jahrgangsgemischten Klassen – muss es immer wieder Zeit für Reflexionen zum Thema ‚Helfen’ geben. Zum Beispiel: Wie fühlst du dich, wenn du schroff angesprochen wirst von der Helferin, oder wenn diese sehr dominant vorgeht?

 

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