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Einleitende Bemerkungen

Die Bergschule ist eine große Gesamtschule an der zum Zeitpunkt der Datenerhebung rund 1.100 Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse in jeweils sieben Zügen ganztägig unterrichtet werden. Die Schule befindet sich in einem großen Gebäude mitten im Stadtteil, das auch noch andere Bildungseinrichtungen beherbergt. Die Schule erstreckt sich über drei Etagen. In den ersten beiden Etagen befinden sich u. a. die Klassen- und Fachräume. An die Klassenräume grenzen große Freiflächen, auf denen sich die Schülerinnen und Schüler auch während der Pausen aufhalten. Die Klassen- und Fachräume verteilen sich über die ersten beiden Stockwerke des Gebäudes. Im dritten Stockwerk sind die Mitglieder der Schulleitung und der Schulverwaltung untergebracht. Die einzelnen Etagen sind durch mehrere Treppen und Fahrstühle miteinander verbunden. Einige Lehrkräfte weisen darauf hin, dass man aufgrund der Größe der Schule bei Raumwechseln häufig relativ weite Wege zurücklegen muss, und die dafür notwendige Zeit dann z. B. nicht mehr für die Kommunikation mit Kolleginnen oder Kollegen zur Verfügung steht.

 

Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten

Die Gruppe Lärche besteht aus vier Lehrern, von denen Herr Finke mit 40 Jahren der jüngste ist. Er unterrichtet seit fünf Jahren an der Bergschule. Wie Herr Tellerberg (57 Jahre), der seit zehn Jahren an der Schule tätig ist, war er vor seinem Eintritt in die Schule auch in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen tätig und hat dort viel mit digitalen Medien gearbeitet. Herr Gerstenberg (60 Jahre) und Herr Amdorf (63 Jahre) sind beide schon seit über 30 Jahren an der Bergschule tätig. Alle vier sind Klassenlehrer im Jahrgang 9. Im Zentrum der Gruppendiskussion steht die umfassende Kritik am SIS InfoChange. Herr Tellerberg, Herr Amdorf und Herr Finke bemängeln einhellig die unzureichende Datenablageorganisation des SIS sowie damit eng verbunden, die Auffindbarkeit von dort abgelegten Kommunikaten. Herr Gerstenberg äußert sich kaum in diesem Zusammenhang.

Ordnung, Struktur und Relevanz als zentrale Parameter der SIS-Nutzung

Wenn die vier Lehrkräfte in der Schule nach Unterrichtsmaterialien suchen, greifen sie in der Regel auf die papierbasierte Materialsammlung im Infozentrum zurück und kopieren ggf., was sie brauchen können, da diese Praxis nach einhelliger Meinung wesentlich unaufwendiger ist, als an einem der Lehrercomputerarbeitsplätze in InfoChange nach etwas zu suchen. Von zu Hause aus nutzen Herr Tellerberg und Herr Amdorf auch alternative Onlinequellen wie 4teachers.de für die Suche nach Unterrichtsmaterialien. Herr Tellerberg lobt diese Plattform und ihre einfache Handhabung. Arbeitsmaterialien finde man dort z. B. deutlich leichter als in InfoChange. Dann beschreibt er anschaulich die Schwierigkeiten bei der Nutzung von InfoChange (Gruppe Lärche, Passage „Wirtschaft“).

Auf der Plattform 4teachers.de könne man z. B. in „Mathe“ oder „Englisch“ hineingehen, was im Gegensatz dazu in InfoChange nicht sichtbar sei. Herr Tellerberg bedient sich einer räumlichen Metapher, um die Zugänglichkeit der angesprochenen Seite zu beschreiben. Im Gegensatz dazu sei „das“ in InfoChange „nicht sichtbar“, sodass es an einer vergleichbaren Strukturierung der dort abgelegten Materialien mangelt. Man könne aber auch in InfoChange Materialien entlang von Schulfächern organisieren. Die erforderliche Medienpraxis in diesem virtuellen Raum, der offenbar auch anderen Lehrkräften zur Verfügung steht („in unserem Raum“), sei aber so verzwickt bzw. knifflig („tricky“), dass sie kaum zu enaktieren ist. Die weitere Beschreibung des angesprochenen Funktionsbereichs des SIS ist verworren und fragmentarisch. Sie illustriert anschaulich die Diffusität der erforderlichen Schritte und Möglichkeiten, um dort Unterrichtsmaterialien abzulegen und aufzufinden. Deutlich wird dabei u. a, dass sich Herr Tellerberg unschlüssig ist über bestimmte Nutzungsmöglichkeiten des Systems. Auch in InfoChange kann man durchaus Materialien zu bestimmten Fächern suchen. Diese Funktion ist aber nicht ohne weiteres zu entdecken, sodass die erforderliche Verfahrensweise, um Materialien für das Fach Mathematik zu nutzen, im Verborgenen bleibt und daher von den Lehrkräften nicht genutzt wird.

Herr Finke zwischenkonkludiert die Beschreibung seines Kollegen dahingehend, dass diese Form der Nutzung des SIS nicht „intuitiv“ sei, sodass das Begreifen der Zusammenhänge und Vorgänge, die für das Ablegen der Materialien notwendig ist, nicht aufgrund unmittelbarer Anschauung realisiert werden kann. Herr Tellerberg bestätigt das und weist noch einmal darauf hin, dass es „schwierig“ sei. Herr Finke fährt fort, dass „ein gutes Programm […] immer intuitiv“ sein sollte, d. h., intuitive Bedienung ist ein zentrales Anforderungsmerkmal guter Software. Herr Tellerberg stimmt ihm abermals zu. Herr Amdorf bemerkt dazu, dass eine längere Suche auch mit erhöhten Zeitaufwänden verbunden sei und man daher abwäge, welche Praxis am wenigsten Zeit benötigt, um das gewünschte Ziel zu realisieren. Im Zweifelsfall entscheidet man sich für die unaufwendigste Praxis und greift, hier unausgesprochen, auf die traditionellen Aktenordner zurück. Bereits vor der wiedergegebenen Sequenz haben die vier Lehrer die Arbeit mit dem SIS umfänglich kritisiert, u. a. was die inhaltliche Beschreibung der dort abgelegten Materialien betrifft, hier exemplarisch anhand der Ausführungen von Herrn Finke illustriert (Gruppe Lärche, Passage „Lieber digital“).

Unter Bezugnahme auf seinen Vorredner bemängelt Herr Finke die Organisation der in dem SIS abgelegten Informationen als „sehr ungünstig“. Er exemplifiziert seine Kritik anhand der Ablage von Materialien innerhalb des Systems. Eine Übersicht über die neu eingepflegten Kommunikate zeige ihm verschiedenste Informationen zu Fächern, die ihn nicht interessieren, offensichtlich unterrichtet er sie nicht. Daher wünscht er sich, dass diese Materialien anders im System abgelegt werden. Im Gegensatz dazu ist er mit einem Raum, in dem Informationen für die Sekundarstufe II, welche die Schule zusammen mit einer anderen Schule betreibt, abgelegt werden, zufrieden. Diese Möglichkeit sei zudem „standortübergreifend“, sodass die Lehrkräfte der anderen Schule offensichtlich auch auf diesen Ordner zugreifen können. Dort seien nahezu ausschließlich Informationen abgelegt, die für die Organisation des übergreifenden Oberstufenbetriebs an den beiden Schulen benötigt werden. Das sind u. a. Hinweise zu Terminen, zur Durchführung des Abiturs und gelegentlich auch Informationen zu einzelnen Schülerinnen oder Schülern. Diesen Raum und die dort abgelegten Kommunikate beschreibt er als „sehr gelungen“, d. h., die Aufbereitung der Informationen und ihre Verfügbarkeit lassen keine Wünsche offen. Anders als bei den Unterrichtsmaterialien sind die Kommunikate in besagtem Raum für ihn aber auch nahezu immer relevant. Die Relevanz der im SIS verfügbaren Dokumente wird hier zum zentralen Faktor bei der Bewertung der Nützlichkeit des Systems. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass die Ablage der Informationen „übersichtlich und schnell nachvollziehbar“ sei, d.h., die Auffindbarkeit und Zuordnung der Kommunikate ist im Regelfall auch gut. Im Gegensatz dazu sei das „Infozentrum“ eine „Rumpelkammer“, d. h., den in diesem Raum abgelegten Materialien fehlt es an Ordnung und Struktur. Die unterschiedliche Bewertung der beiden Räume könnte darauf zurückzuführen sein, dass im Infozentrum Informationen aus ganz verschiedenen Bereichen abgelegt werden, die aus der Sicht von Herrn Finke nicht adäquat gegeneinander abgegrenzt sind, während der Raum für die gemeinsame Oberstufe sozusagen monothematisch ist, sodass eine Zuordnung von Kommunikaten verzichtbar ist. Herr Gerstenberg verifiziert die Kritik am virtuellen Infozentrum mit dem Hinweis, dass nicht    nur Herr Finke diesen Raum als unübersichtlich und ungeordnet empfindet und weitere Lehrkräfte diese Kritik offenbar teilen. Herr Finke fährt fort, dass er sich wünsche, dass man die Übersichtlichkeit der im virtuellen Infozentrum abgelegten Informationen erhöht, indem für jedes Fach ein eigener Raum eingerichtet wird. Er vermutet, dass eine solche Veränderung die Funktionalität des virtuellen Infozentrums zumindest in geringem Maße („bisschen besser“) erhöhen würde, wenn in diesem Raum nur noch Kommunikate mit „gesamtschulorganisatorischen“ Bezügen abgelegt würden und damit für alle Lehrkräfte der Schule relevant wären. Herr Amdorf unterrichtet ebenfalls in der schulübergreifenden Sekundarstufe II. Die von Herrn Finke gelobte Nützlichkeit des virtuellen Raumes für die Oberstufe teilt er nicht (Gruppe Lärche, Passage „Lieber digital“).

Anders als Herr Finke benutzt Herr Amdorf den virtuellen Raum der Oberstufe nicht, ohne den Eindruck zu haben, dass ihm deshalb Informationen entgehen. Denn er bekommt diese unter Nutzung anderer Medien, z. B. in Form von „schriftlichen Darstellungen“, die hier stellvertretend für papierbasierte Kommunikate stehen, denn auch digitale Kommunikate können schriftliche Darstellungen beinhalten. Das können z. B. Einträge in das Mitteilungsbuch sein oder Zettel, die ihm in sein Postfach gelegt werden. Diese Form der Kommunikation ist offenbar vollkommen ausreichend, sodass Herr Amdorf den virtuellen Raum für die Oberstufe „noch nicht so vermisst“ habe. Der Lehrer besitzt zum einen keine Orientierungen, die ausreichen würden, eine korrespondierende Handlungspraxis unter Nutzung des SIS zu enaktieren. Insofern tut sich hier auch ein maximaler Kontrast zwischen den Medienpräferenzen von Herrn Finke und Herrn Amdorf auf. Zum anderen    ist es auch nicht erforderlich, das SIS im beschriebenen Kontext zu nutzen, da alle für die Arbeitsorganisation erforderlichen Kommunikate auch auf anderem Wege verfügbar sind. Herr Finke erwidert auf die Differenzierung seines Kollegen, dass es auch vom Geschmack, d. h. dem subjektiven Wertgefühl, abhänge, welche Medien man präferiert (Gruppe Lärche, Passage „Lieber digital“).

Herrn Finke stört zumindest gelegentlich die Menge der papierbasierten Kommunikate, die in der Schule kursieren, ohne in ein Ordnungssystem eingebunden zu sein („rumfliegen“). Stattdessen zieht er es vor, über die entsprechenden Kommunikate in digitaler Form verfügen zu können. Damit ist für ihn der Vorteil verbunden, dass er diese gegebenenfalls noch einmal anschauen kann, ohne sie suchen zu müssen. Das ist aber keine originäre Eigenschaft digitaler Kommunikate, sondern resultiert aus der Ablage selbiger, die Herrn Finke leichter fällt als bei den papierbasierten Kommunikaten. Insofern basiert die Vorliebe für bestimmte Formen von Kommunikaten auch auf den Möglichkeiten, diese zu ordnen und abzulegen. Das gilt für die Organisation seiner Kommunikate zu Hause und in der Schule gleichermaßen. Herr Finke vermutet, dass die Präferenz für bestimmte Kommunikate, wie in der Diskussion vermeintlich schon erwähnt, u. U. auch das Resultat eines Prozesses der Gewöhnung sei. Zuvor hat er aber auf den Aspekt des Geschmacks i. S. eines subjektiven Wertgefühls verwiesen (s. o.). Die Gewöhnung i. S. einer ausreichenden, längerfristigen Wiederholung bestimmter Praxen verweist dagegen auf die Inkorporierung selbiger.

Herr Tellerberg stimmt dem zu und gibt gleichzeitig zu bedenken, dass man in der Schule aber „auch alles analog“ habe, sodass man „den digitalen Weg“   nicht „gehen“ müsse. Da die angesprochenen Kommunikate ausnahmslos alle in papier- basierter Form vorliegen, existieren keine Notwendigkeit und kein Zwang, auf ihre digitalen Äquivalente zurückzugreifen. Insofern erweisen sich die bestehenden (berufs-)biografischen Orientierungen, die dieser Handlungspraxis zugrunde liegen, als unvermindert tragfähig. So könne man z. B. davon ausgehen, dass „alles, was wichtig ist“, in das Mitteilungsbuch geschrieben werde, d. h., eine informelle Regel stellt sicher, dass die Lehrkräfte sich darauf verlassen können, dass der tägliche Blick in das Buch ausreicht, um alle Kommunikate zu rezipieren, die für die Organisation des Schulalltags wesentlich sind. Sein Hinweis, dass das „noch“ so sei, deutet gleichzeitig darauf hin, dass nicht auszuschließen ist, dass sich diese Praxis verändern wird und es damit auch einer neuen Regel bedarf. Wie Herr Finke zieht er es aber auch vor, über die für seine Arbeit benötigten Informationen in digitalisierter Form zu verfügen. Mittels des Adjektivs „persönlich“ betont der Lehrer, dass er diese Orientierung nur für sich artikuliert und nicht für die Gruppe spricht. Die digitalen Materialien bieten aus der Sicht von Herrn Tellerberg verschiedene Vorteile für die Arbeit. Erstens verzichtet er auf ein Gewirr („Wust“) von Aktenordnern und greift stattdessen bedarfsweise auf die entsprechenden Dateien zu. Aber auch diese muss man systematisch ablegen, um sie jederzeit wiederfinden zu können. Der Ordnungsaspekt als solcher trägt insofern nicht als Differenzierungsmerkmal. Aber scheinbar fällt dem Lehrer die Entwicklung und Aufrechterhaltung eines spezifischen Ordnungssystems unter Nutzung der digitalen Medien leichter als mit physischen Ordnern. Zweitens braucht eine digitale Materialablage wesentlich weniger Platz als ihre physische Entsprechung. Dieser Vorteil ist offensichtlich und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Drittens verschwänden digitale Kommunikate „nicht so schnell“, sodass die Arbeit mit papierbasierten Kommunikaten ein höheres Risiko birgt, sie zu verlieren. Dazu kommt, dass es „leichter“ sei, die digitalen Kommunikate zu finden als ihre papierbasierten Entsprechungen, sodass hier auch noch ein deutlicher positiver Rationalisierungseffekt zum Tragen kommt.

Die aufgeführten Vorteile besitzen Herrn Tellerberg zufolge allgemeine Gültigkeit („im Allgemeinen ist das so“). Allerdings müsse man eventuell eine Einschränkung für die Schule vornehmen. Denn diese unterscheide sich von anderen Organisationen und sei z. B. keine „Bank“ oder „Versicherung“. Diese Unterscheidung ist offensichtlich. Der qualitative Unterschied zwischen den drei Organisationen ist darauf zurückzuführen, dass der Umfang der Informationen, mit denen an der Schule umgegangen werden muss, „sehr überschaubar“ sei, sodass im Vergleich zu den beiden anderen Organisationen die Menge der Kommunikate, die in der Schule in bestimmter Weise verfügbar sein müssen, gering und leicht zu handhaben ist. So finde man z. B. alle für die Arbeit der Lehrkraft benötigten Informationen in der Hauptsache „im Lehrerzimmer“, d. h., ein zentraler physischer Ort reicht nahezu vollständig für die Aufbewahrung und Bereitstellung aller Kommunikate, die für die Arbeit in der Schule benötigt werden. Daher würde sich „das“ auch ‚relativieren‘, d. h., es besteht nur eine eingeschränkte Notwendigkeit, in der Schule größere Anstrengungen zu unternehmen, um die erforderlichen Kommunikate in digitaler Form bereitzuhalten. Herr Tellerberg glaubt, dass das zumindest auch „ein Grund“ dafür sei, dass viele Lehrkräfte „nicht so richtig nachvollziehen“ könnten, warum das Kollegium in der Schule „eine digitale Plattform“ haben müsse. Aufgrund der fehlenden klar erkennbaren Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der SIS-Nutzung, nehmen viele Lehrkräfte davon Abstand und greifen nach wie vor auf die etablierten und bewährten kommunikativen Praktiken der schulorganisatorischen Kommunikation zurück. Es könnte zwar sein, dass das vor allem für ältere Lehrkräfte gilt, Herr Tellerberg will aber auch nicht ausschließen, dass es jüngeren Lehrkräften ähnlich geht und damit die Zweckmäßigkeit der Handlungspraxis im Zentrum ihrer (berufs-)biografischen Gewichtung steht. Abschließend konkretisiert er die Anzahl der vorhandenen Unterrichtsmaterialien auf 1.000 oder 2.000, was offensichtlich nicht genug ist, um den Einsatz eines digitalen Informationsmanagementsystems zu rechtfertigen. Herr Tellerberg fährt fort, dass zu den benannten Gründen, die gegen den Einsatz von InfoChange in der Schule sprechen, noch hinzukäme, dass es die Plattform „einem nicht leicht macht“, sodass die Nutzung im Umkehrschluss schwer und aufwändig ist. Herr Gerstenberg stimmt dem zu. Herr Tellerberg fährt fort und verifiziert die von Herrn Finke etwas früher geäußerte Kritik. Die Kritik von Herrn Amdorf, dass das SIS „unübersichtlich“ sei, greift Herr Tellerberg auf und steigert sie dahingehend, dass das SIS „total chaotisch“ sei, d. h., InfoChange ist vollkommen verworren und ungeordnet und damit streng genommen nicht nutzbar.

Die Einschränkung der Kommunikation durch Mängel der IT-Infrastruktur

Die Kritik der Lehrkräfte umfasst nicht nur das SIS InfoChange, sondern adressiert auch die erforderliche IT-Infrastruktur, um die meisten computervermittelten kommunikativen Praktiken in der Bergschule zu enaktieren. Diese Kritik entfaltet sich mehrfach entlang des positiven Gegenhorizonts der Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Medien im privatwirtschaftlichen Bereich, so auch im Vorlauf der unten wiedergegebenen Sequenz. Bevor Herr Finke das Wort ergreift, bemängelt Herr Amdorf den eingeschränkten Zugang der Lehrkräfte zu Computern außerhalb der Unterrichtsräume. Neben der Verfügbarkeit kritisiert Herr Finke auch   die technische Zuverlässigkeit der Geräte (Gruppe Lärche, Passage „Wirtschaft“).

Neben der eingeschränkten Verfügbarkeit von Computern in der Schule für die Lehrkräfte bemängelt Herr Finke insbesondere deren fehlende Stabilität. Die Geräte funktionieren nicht beständig und es kommt leicht zu einer Störung bzw. wird die Nutzung gefährdet. Herr Tellerberg verifiziert diesen Mangel umgehend. Das, so Herr Finke weiter, sei „ein Ärgernis ohne Ende“, d. h., die Zuverlässigkeit der Computer in der Schule ist dauerhaft nicht gegeben, sodass man dort keine Gewissheit hat, eine bestimmte Medienpraxis erfolgreich enaktieren zu können. Wenn man sich über diese Schwierigkeiten mit „den Administratoren“, d.h. den Personen, die für die Sicherstellung des Betriebs der schulischen IT-Infrastruktur verantwortlich sind, unterhält, werde man immer darauf hingewiesen, dass die Computer entweder adäquat funktionieren („geht doch“) oder dass Probleme auf das fehlerhafte Verhalten einzelner Nutzerinnen oder Nutzer zurückzuführen sind. So wird der Eindruck vermittelt, dass die technische Infrastruktur generell in einem adäquaten Zustand ist. Unabhängig davon betrachtet Herr Finke „die Pflege der Geräte“ als „nicht optimal“, d. h., die Wartung der technischen Infrastruktur ist verbesserbar. Obwohl die Beschreibung des Lehrers impliziert, dass die für die Administration der Computer zuständigen Personen die wahrgenommenen Einschränkungen entweder in den Verantwortungsbereich der Lehrkräfte befördern oder die Schwierigkeiten negieren, verwehrt sich Herr Finke gegen eine „Kritik“ dieser Personen. Denn diese würden „wirklich sehr viel leisten“ und damit in hohem Maße etwas erreichen und vollbringen. Die Personen hätten aber nicht genügend Zeit, um den existierenden ‚Ansprüchen‘ zu genügen. Um welche Ansprüche es sich dabei handelt, bleibt offen. Herr Finke betont auch, dass die angesprochenen Personen aufgrund ihres Wissens („vom Geistigen“) durchaus in der Lage wären, den nicht weiter präzisierten Ansprüchen zu genügen. Die Lösung des Problems liegt insofern außerhalb der Schule, denn man müsste den für die Systemadministration zuständigen Personen lediglich mehr Zeit zur Verfügung stellen. Dass die besagten Ansprüche unerfüllt bleiben, sei laut Herrn Finke strapaziös und zermürbend („nervt“), sodass er die digitalen Medien im Zweifelsfall lieber von zu Hause ausnutzt, wo die infrastrukturellen Voraussetzungen offenbar deutlich besser sind.

Herr Tellerberg differenziert die Ausführungen seines Kollegen dahingehend, dass die beschränkten Möglichkeiten zur Nutzung der digitalen Medien in der Schule zumindest einstweilen („zunächst“) nicht den für den Betrieb der IT-Infrastruktur verantwortlichen Mitgliedern des Kollegiums angelastet werden können. Der Zeitaspekt zeigt jedoch an, dass sich das auch noch ändern kann bzw. die Erwartung existiert, dass die verantwortlichen Personen die Voraussetzungen der Mediennutzung in der Schule bis zu einem noch nicht benannten Zeitpunkt verbessern. Herr Tellerberg übt auch deshalb keine Kritik, da er über ansatzweises Wissen („so’n bisschen weiß ich das“) verfügt, wonach auch nur begrenzte („nicht so doll“) „Mittel“ zur Verfügung stehen, um die IT-Infrastruktur der Schule (weiter) zu entwickeln. Auf Zwischenfrage von Herrn Gerstenberg erklärt er, dass sich der angesprochene Mangel auf alle Aspekt des Infrastrukturbetriebs, von der verfügbaren Technik bis zur Unterstützung bei Schwierigkeiten, erstreckt. Er fährt fort, dass auch die in diesem Kontext nutzbaren Finanzmittel so gering seien, dass man „nicht viel Gescheites“ damit erwerben kann.

Vor diesem Hintergrund findet Herr Tellerberg es „schon klasse, dass man überhaupt das irgendwie hingekriegt hat“. und z. B. Rechner eines bestimmten Herstellers angeschafft hat, was in der Vergangenheit gar nicht möglich gewesen sei. Dass die neuen Computer erworben wurden, ist offensichtlich dem Engagement des Schulleiters zu verdanken. Im Vergleich zu den anderen seien diese Geräte u. a. „einfach schon stabiler“, d. h., sie erfüllen zumindest Teile der Erwartungen an eine gut funktionierende IT-Infrastruktur, wie sie Herr Finke etwas früher angedeutet hat. Allerdings müsste diese Art der Infrastruktur für alle Lehrkräfte in der Schule zugänglich sein. Den positiven Gegenhorizont dazu hat Herr Amberg mit seinem Hinweis auf die wesentlich bessere IT-Ausstattung in privatwirtschaftlichen Unternehmen bereits aufgeworfen. Diese wird von Herrn Tellerberg wieder bemüht und erweitert: Auch in der „Behörde“ können die Beschäftigten aller Wahrscheinlichkeit nach („sicherlich“) auf eine bessere IT-Infrastruktur zugreifen als in der Schule. Damit ist außerdem eine Institution benannt, die zum gleichen Teil des formalen Bildungssystems gehört wie die Schule, aber wesentlich besser mit digitalen Medien ausgestattet ist. Im Unterschied zur Schule, wo die Lehrkräfte vor allem in den Unterrichtsräumen tätig sind, arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter   in der „Behörde“ und in der „Wirtschaft“ in Büros und „jeder“ „hat einen ordentlichen Rechner, der funktioniert“. Das heißt, alle dort Tätigen können Computer nutzen, die die Erwartungen an ein gut funktionierendes Gerät erfüllen. Kommt es dennoch zu Problemen, könne man einen „Administrator“ benachrichtigen, der umgehend dabei hilft, die aufgetretenen Schwierigkeiten zu beheben und, anders als in der Schule, auch nicht mit anderen Aufgaben betraut ist.

Im Gegensatz dazu sei es selbstverständlich („natürlich“), dass eine solche Bereitstellung von digitalen Medien mit entsprechender Betreuung in der Schule nicht möglich ist, sodass der beschriebene Mangel systemimmanent ist. Stattdessen gebe es in der Schule („hier“) eine Lehrkraft, die diese Rolle offenbar übernehmen soll, dafür aber nur „ein paar Stunden“ zur Verfügung habe und „völlig überlastet“ sei, sodass sie dieser Aufgabe nicht adäquat nachkommen kann. Laut Herrn Finke würde dieser Lehrer sogar „privat noch draufzahlen“, also offenbar Zeit für diese Arbeit aufwenden, die nicht von dem ihm dafür bereitgestellten Stundenkontingent abgedeckt wird. Herr Tellerberg bestätigt das und ergänzt, dass der Kollege viel Mehrarbeit leistet. Herr Gerstenberg vermutet halb fragend, dass die besagte Lehrkraft „Nachtschichten“ macht. Herr Finke weist diese Vermutung zurück. Er und Herr Tellerberg sind weitaus besser über die Organisation des technischen Supports in der Schule informiert als Herr Gerstenberg. Herr Tellerberg fährt fort, dass das „gar nicht anders“ ginge und dass er nicht „ohne Grund nicht mehr drin in dieser Geschichte ist“. Der Betrieb der IT-Infrastruktur und die Betreuung der Nutzerinnen und Nutzer ist nur durch die Bereitschaft einzelner damit befasster Lehrkräfte zur Mehrarbeit zu realisieren, sodass es eines besonderen Engagements bedarf, das weit über die übliche Dienstverpflichtung hinausgeht. Herr Tellerberg hat sich offensichtlich auch schon in diese Richtung engagiert, ist aber scheinbar nicht mehr bereit dazu.

Das Mitteilungsbuch im Zentrum der schulorganisatorischen Kommunikation

Auch die Lehrkräfte aus der Gruppe Lärche nutzen das Mitteilungsbuch und führen darüber hinaus eine eigene Kladde für die Kommunikation der Mitglieder des 9. Jahrgangs. Auf die Frage des Interviewers, welche Rolle dieses Medium für die Kommunikation innerhalb des Kollegiums spielt, antwortet Herr Tellerberg, dass die Bücher eine „wichtige Rolle“ spielen, sodass sie von hoher Relevanz für die Kommunikation sind (Gruppe Lärche, Passage „Mitteilungsbuch“).

Die große Relevanz des Mitteilungsbuchs im Infozentrum für die organisationale Kommunikation geht u. a. auf die Verpflichtung der Lehrkräfte zurück, dieses Medium zu konsultieren. Dem Wortlaut nach existiert eine formale Regel, die die Lehrkräfte verpflichtet, in dem Buch zu lesen. Die Konkretisierung der Regel erfolgt auch hier auf der Grundlage einer informellen Regel, die individuell unterschiedlich ausgestaltet wird. Es existiert scheinbar keine etablierte Regel, wie häufig man in das Buch hineinschauen muss. Herr Tellerberg empfiehlt, dies täglich zu tun, um sicherzustellen, dass man keine wichtigen Kommunikate verpasst. So werde das Mitteilungsbuch z. B. genutzt, um „ganz schnell auf’n kurzen Dienstweg“ etwas mitzuteilen, so wenn z. B. am nächsten Tag eine „Klassenkonferenz“ stattfindet. Das Gegenteil des kurzen ist der reguläre Dienstweg. Dieser bezeichnet eine geltende Verfahrensregel in einer Dienststelle, die eine Abfolge von Handlungsschritten vorschreibt, um eine bestimmte dienstliche Angelegenheit zu klären, wie es z. B. eine Klassenkonferenz ist. Der kurze Dienstweg basiert dagegen auf einer äußerst raschen, an keine besonderen Formvorgaben gebundenen Kommunikation i. S. einer informellen Regel, die im Kontext der schulorganisatorischen Kommunikation hoch effizient ist. Aufgrund der immensen Wichtigkeit zumindest bestimmter Einträge im Mitteilungsbuch ergibt sich letztlich eine informelle Verpflichtung, das Mitteilungsbuch regelmäßig und am besten täglich zu lesen. Dafür spricht auch, dass das Medium Herrn Tellerberg zufolge „oberste Priorität“ habe, bzw. diese zumindest für Informationen gilt, auf die man äußerst kurzfristig reagieren muss. Letztlich kann das Mitteilungsbuch als Medium nur in der angesprochenen Form funktionieren, wenn alle Lehrkräfte in gleicher Weise damit handeln. Insofern basiert die Nutzung auf einer kollektiven, von allen Organisationsmitgliedern geteilten Handlungspraxis bzw. einer informellen Regel. Herr Gerstenberg unterbricht seinen Kollegen mit dem Hinweis, dass das Mitteilungsbuch auch genutzt werde, um „Stellungnahmen“ abzugeben, d. h. sich zu bestimmten Begebenheiten zu äußern (Gruppe Lärche, Passage „Mitteilungsbuch“).

Die angesprochene Form der Meinungsäußerung erfolge laut Herrn Gerstenberg im Mitteilungsbuch häufiger als in InfoChange, wo demnach zumindest technisch auch die Möglichkeit besteht, sich zu dort veröffentlichten Kommunikaten zu äußern. Es machen aber höchstens einzelne Lehrkräfte davon Gebrauch. Das Mitteilungsbuch ist insofern nicht nur das häufiger genutzte Medium, es fungiert auch als positiver Gegenhorizont gegenüber dem SIS. Herrn Finke zufolge sei die geringe Nutzung von InfoChange im beschriebenen Kontext u. a. darauf zurückzuführen, dass   es „nicht zur Verfügung steht“, d. h., man kann es nicht nutzen. Da das SIS – außer dem Server, auf dem es gehostet wird, ist nicht erreichbar – prinzipiell immer zugänglich ist, bezieht sich die Einschränkung auf die oben bereits kritisierte beschränkte Zugänglichkeit der IT-Infrastruktur in der Schule. Das Mitteilungsbuch erweist sich bei genauerer Betrachtung gegenüber dem SIS aber auch als effizienter. Denn darüber kann man in kürzester Zeit alle Kolleginnen und Kollegen erreichen und z. B. um eine formal begrenzte Rückmeldung zu einer bestimmten Fragestellung bitten. Außerdem lässt sich diese Form der Kommunikation i. S. eines weiteren Effizienzkriteriums ebenfalls relativ rasch abschließen. Das, so Herr Finke in einer Zwischenkonklusion, sei „schon irgendwie gelungen“, d. h., ohne genau sagen zu können, wie diese Praxis letztlich zustande kommt, erweist sie sich als gut realisiert. Er fährt fort, dass man die beschriebene Praxis auch mit Hilfe der digitalen Medien ermöglichen könnte und die Lehrkräfte eventuell in gleicher Weise handeln würden, wenn anstelle des Mitteilungsbuchs ein Computer stände. Herr Finke gibt aber zu bedenken, ob es überhaupt notwendig wäre, die bewährte Medienpraxis zu verändern. Im beschriebenen Fall kommt noch dazu, dass es sich um einen ‚einfachen Prozess‘ handele, d. h. eine Praxis, die nicht besonders voraussetzungsreich ist, sodass es letztlich übertrieben wäre, für die Enaktierung selbiger digitale Medien einzusetzen. Insofern gilt es, wie der Lehrer abschließend noch einmal betont, unter dem Aspekt der Angemessenheit eines Mediums ein für die jeweilige kommunikative Praxis und die damit verfolgten Zwecke angemessenes Medium auszuwählen. Eine längere Pause signalisiert, dass das Thema damit für die vier Lehrer abgehandelt ist. Herr Gerstenberg fährt fort, dass das Mitteilungsbuch in der Vergangenheit auch noch einen „Witzfaktor“ besessen habe, sodass die dort hinterlegten Kommunikate auch unterhaltsam waren. Herr Amdorf und Herr Tellerberg bestätigen, dass das Buch mittlerweile weniger unterhaltsam sei als in der Vergangenheit. Worauf das zurückzuführen ist, bleibt unklar. Herr Finke knüpft daran an, dass das SIS im Gegensatz zum Mitteilungsbuch „komplett spaßfrei“ sei (Gruppe Lärche, Passage „Mitteilungsbuch“).

Der Beschreibung von Herrn Finke zufolge ist der Umgang mit dem SIS damit frei von jeglicher Freude oder Vergnügen. Herr Amdorf und Herr Tellerberg bestätigen das, und Herr Finke ergänzt, dass das SIS „im Grunde“ eine „humorfreie Zone“ markiere. Humor bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren. Eine solche Praxis ist unter Nutzung von InfoChange nicht möglich und die Aussage unterstreicht noch einmal die von der Gruppe detailliert explizierte Kritik am SIS. Damit, so Herr Finke weiter, steht das SIS auch im Widerspruch zur regelmäßigen Fröhlichkeit, die der Lehrer zumindest mit einem Teil seiner Kolleginnen und Kollegen an der Schule regelmäßig praktiziert und die einen zentralen Anteil daran hat, dass er gerne dort arbeitet. Abermals tut sich ein maximaler Kontrast zwischen der Nutzung des SIS und analogen, nicht computerbasierten Handlungspraxen auf.

Herr Tellerberg schließt an die Ausführungen seines Kollegen mit dem Hinweis an, dass eine unterhaltsame und fröhliche Praxis auch an die Existenz einer Öffentlichkeit gebunden ist, in die diese Praxis eingebettet ist. Wenn man einen entsprechend konnotierten Eintrag in das Mitteilungsbuch vornimmt, kann man sicher sein, dass man „Zuschauer“ hat, die diesen rezipieren. Im Gegensatz dazu kann man bei einem in InfoChange veröffentlichten Kommunikat nicht sicher sein, ob es überhaupt wahrgenommen wird. Damit, so Herr Tellerberg weiter, stoße man abermals auf die in der Gruppendiskussion bereits mehrfach aufgeworfene Problematik, dass das SIS aus den verschiedenen von der Gruppe thematisierten Gründen „nicht benutzt“ wird. Im Mitteilungsbuch, so Herr Amdorf weiter, fänden gelegentlich sogar tatsächlich „Diskussionen“ statt, indem eine Person etwas in das Buch hineinschreibe und andere umgehend schriftlich darauf antworteten. Gemessen daran, dass Diskussionen originär auf einer Praxis unter Anwesenden basieren, entfaltet das Mitteilungsbuch eine für ein papierbasiertes Medium ungewöhnliche kommunikative Dynamik. Es kann durchaus auch sein, dass Mitglieder der Schulleitung dieses Medium nutzen, um dem Kollegium etwas mitzuteilen. Diese Form der Kommunikation, so Herr Amdorf weiter, sei zumindest gelegentlich wahrhaftig Interesse erweckend („richtig interessant“) und vergnüglich („unterhaltsam“). Daneben repräsentiert das Mitteilungsbuch auch den ‚kürzesten Weg‘, da jede Lehrkraft irgendwann daran vorbeikommt und dann wahrscheinlich auch darin liest. Das Adjektiv „kurz“ verweist auf die wenige Zeit und den geringen Aufwand, die erforderlich sind, um mit Hilfe des Mitteilungsbuchs zu kommunizieren. Wieder wird das hohe Effizienz- und Rationalisierungspotenzial des Mitteilungsbuchs für die schulorganisatorische Kommunikation deutlich. Ähnliches gilt für das Mitteilungsbuch in   der „Einzelarbeit“ der Lehrkräfte. Das ist der Raum, in dem sich die Arbeitsplätze der Lehrkräfte befinden, die in einem Jahrgang zusammenarbeiten. Auch hier kann sich die Lehrkraft auf die Schnelle und quasi im Vorbeigehen darüber informieren, ob im Jahrgang etwas anliegt, was er oder sie wissen muss. Die Kommunikation erfolgt in diesem Sinne analog zur Kommunikation über das Mitteilungsbuch für das ganze Kollegium im Infozentrum.

Zusammenfassung

Breiten Raum in der Diskussion mit der Gruppe Lärche nimmt die umfassende Kritik von InfoChange ein. Insbesondere Herr Finke und Herr Tellerberg kritisieren die Vorgaben und Möglichkeiten zum Ablegen und Wiederauffinden von Kommunikaten in dem System. Die Suche nach Unterrichtsmaterialien erweist sich z. B. unter Nutzung der traditionell in Aktenordnern abgehefteten Materialien als wesentlich effizienter. Ausschlaggebend für die Bewertung des Mediums sind die Strukturen, in welche die Kommunikate eingebettet werden, um zukünftig darauf zugreifen zu können. Dazu kommt, dass die notwendigen kommunikativen Praktiken in der Schule nahezu ausnahmslos ohne digitale Medien enaktiert werden können, sodass es nicht notwendig ist, die etablierten Handlungspraxen zu verändern. Einzelne analoge Medien wie das Mitteilungsbuch sind darüber hinaus auf Basis der vom gesamten Kollegium befolgten informellen Regel, regelmäßig dort hineinzuschauen, so tief in der schulorganisatorischen Kommunikation verankert und so effizient   in der Nutzung, dass eine Ablösung durch digitale Medien nicht vorstellbar ist. Zwischen dem Mitteilungsbuch und dem SIS als Medien der schulorganisatorischen Kommunikation besteht damit gleichzeitig ein maximaler Kontrast.

Trotz aller Kritik weisen gerade Herr Tellerberg und Herr Finke eine sehr große Nähe zu den digitalen Medien auf. Beide haben auch schon vor der Aufnahme des Lehrerberufs in anderen Berufen viel mit digitalen Medien gearbeitet. Die damit verbundenen Konjunktionen prägen ihre Erwartungen an die Nutzung der digitalen Medien in der Schule mit. Das hindert sie aber nicht daran, zumindest   in der Schule in vielen Fällen so zu handeln wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die ein distanzierteres Verhältnis zu den digitalen Medien haben. Denn in diesem Kontext erweist sich diese Handlungspraxis als verlässlicher und regelmäßig auch als effizienter. Innerhalb der privaten Sphäre bedienen sie sich im Rahmen ihrer Arbeit gleichwohl lieber der digitalen Medien und zumindest Herr Tellerberg nutzt z. B. auch das Onlineangebot teachers4you, um sich mit Unterrichtsmaterialien zu versorgen. Zumindest für ihn ist die Schule als Organisation aber auch nicht groß genug, um den Einsatz eines digitalen Informationssystems unverzichtbar   zu machen. Bezüglich der Unterrichtsmaterialien reicht es z. B. völlig aus, diese an einem zentralen Ort bereitzuhalten. Als weitere primäre Schwierigkeit erweist sich die beschränkte Zugänglichkeit und Verlässlichkeit der digitalen Medien in der Schule für die schulorganisatorische Kommunikation. Die Verantwortung für solche Beschränkungen ist aber außerhalb der Schule zu suchen. Die in der Schule für die Bereitstellung der IT-Infrastruktur zuständigen Kollegen tun ihr Möglichstes und engagieren sich sogar über ihre Arbeitszeit hinaus für diesen Gegenstand.

 

Mit freundlicher Genehmigung des VS Verlages.

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-03677-5_3

 

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