Die Klasse, die ich im Praxissemester begleite, besteht aus 15 Kindern im Alter von 6 bis 8 Jahren. Am Kindertag, der einmal im Monat stattfindet und unter anderem der Stärkung und dem Zusammenhalt der Klasse dienen soll, haben die Kinder von ihrer Klassenlehrerin die Aufgabe bekommen, sich dem Alter nach zu ordnen. Ein Junge, der bereits 8 Jahre alt ist, war außerordentlich stolz, dass er das älteste Kind der Klasse ist und stellte sich grinsend an den Anfang der Reihe. Die nächste Aufgabe lautete: „Sortiert euch der Größe nach und stellt euch in einer Reihe auf!“ Die Kinder begannen ihre Größen zu vergleichen, zunächst nur nach Augenmaß. Im Laufe der Zeit fanden sie jedoch heraus, dass sich der Größenunterschied besser beurteilen lässt, wenn man sich Rücken an Rücken stellt. Also taten sie dies und nachdem einige Zeit verstrichen war, hatte jedes Kind seinen Platz in der Reihe gefunden. Der Junge, der soeben noch voller Stolz vorne in der Reihe stand, war nun der allerletzte. Schon während des Sortierens merkte man ihm an, dass er sich seiner kleinen, zierlichen Statur zwar bewusst ist, diese aber nicht wirklich wahrhaben will. In diesem Moment, in dem er sich als letzter in die Reihe stellte beziehungsweise von den anderen Kindern dorthin sortiert wurde, überkamen ihn die Emotionen und er brach in Tränen aus ohne, dass die anderen Kinder negativ über ihn bzw. seine Größe geurteilt haben. Er selbst hat sich aufgrund seiner Größe durch diese Art von Spiel schlecht und minderwertig gefühlt.
(StudentIn B_7)