Die Klasse 4a sollte von ihrem Wochenende an einem Montag berichten. Dazu wurde die Klasse in drei Gruppen eingeteilt. Ich begleitete eine Gruppe von circa 6 Kindern vor die Tür, wo sie von ihrem Wochenende berichten sollten. Nachdem alle Kinder in ihrer Gruppe erzählt hatten, war noch etwas Zeit, sodass wir ins Gespräch kamen. Dabei sagte eine Junge aus der Klasse zu mir, dass J. später einmal Alkoholiker werden würde. Dies geschah in Anwesenheit von ihm. Ich wendete mich den beiden nebeneinandersitzenden Jungen zu und wollte wissen warum. J. antworte sofort selbst, dass es daran liegen würde, weil sein Vater Alkoholiker sei. Sein Blick wirkte dabei gekränkt und ängstlich zugleich. Etwas geschockt antwortete ich, dass er sich keine Sorgen machen sollte, da dies nicht vererbbar sei, sondern es sich dabei um eine Sucht handeln würde. Ich antwortete weiterhin, dass er dafür selbst verantwortlich ist. Sichtbar wurde sofort, dass sein Gesichtsausdruck danach viel erleichterter und sorgenloser wirkte. Ich war froh, die Situation einigermaßen geklärt zu haben. In der Situation war ich sehr geschockt. Dies lag zum einen daran, dass mir nicht so bewusst war, dass das Thema Alkohol bereits bei den Kindern eine Rolle spielt. Zum anderen war ich geschockt durch den besorgten Gesichtsausdruck B.s, welcher offensichtlich Angst bekam, später ebenfalls Alkoholiker zu werden. In der Situation kam mir sofort in den Sinn, dass man hätte dies innerhalb der Klasse thematisieren sollen, zumindest das Thema Alkohol an sich. Außerdem war ich froh, dass die Situation eine recht gute Wendung nahm und dementsprechend ausging, sodass nichts weiter passierte.
Trotzdem frag ich mich:
Hätte ich anders handeln sollen?
Ist eine Thematisierung des Themas angebracht?
Sollte man sich ernsthafte Sorgen um den Jungen machen?
(Studentin F_2, Pos. 82-97)