Bevor ich in das Praxissemester kam, habe ich noch nie zuvor ein Praktikum an einer Schule absolviert. Somit war meine Rolle als Lehrkraft eine völlig neue für mich. Trotz dessen hatte ich eine genaue Vorstellung von meinem Lehrerhandeln. Ich wollte immer eine organisierte, kompetente, freundliche, konsequente und vor allem eine faire, d.h. objektive Lehrerin sein. Auch in den Kernfachvorlesungen wurde das Thema Objektivität/ Subjektivität des Öfteren angesprochen. Dabei lernte ich, dass es praktisch unmöglich ist, immer einen objektiven Blick zu haben und dass es wirklich sehr schwer ist, Schüler objektiv wahrzunehmen und sie dementsprechend gerecht zu bewerten. Hierbei gibt es viele Effekte, die dabei eine Rolle spielen (bspw. Hallo-Effekt). Dennoch war ich sehr zuversichtlich, dass mir das Objektivsein am wenigsten Schwierigkeiten bereiten würde.
Jetzt am Ende des Praxissemesters kann ich sagen, dass ich mich in dieser Hinsicht ein wenig überschätzt habe. Obwohl ich stets darauf geachtet habe, mich allen Schülern und Schülerinnen gegenüber gleich zu verhalten, ist mir in manchen Momenten bewusstgeworden, dass ich mich mehr mit den Kindern auseinandergesetzt habe, die ich gernhabe.
Beispielsweise ist mir das in einer Situation bewusstgeworden, in der sich mehrere Kinder meldeten und Fragen hatten. Ich ging sofort, ohne lange nachzudenken, zu einem Schüler, den ich gernhatte. Und in dem Moment wurde mir klar, dass mein Handeln von Subjektivität geprägt war. Dieser Vorfall machte mir persönlich deutlich, dass es tatsächlich unmöglich ist, immer objektiv zu handeln. In der nächsten Zeit habe ich in ähnlichen Situationen anders gehandelt, da mir immer wieder einfiel, dass ich lernen muss objektiv zu sein und auch zuerst zu einem Schüler oder einer Schülerin zu gehen, den oder die ich vielleicht weniger mag.
(Studentin K_3_BSP, Pos. 18-27)