Albina Kacanik war zum Zeitpunkt des Interviews 21 Jahre alt und studierte Deutsch und Englisch auf Lehramt an Gymnasien im 8. Fachsemester. Ihre Eltern flüchteten 1994 aus dem Kosovo nach Deutschland. Albina ist in einer deutschen Kleinstadt geboren und aufgewachsen. Sie gehört zur 2. Migrationsgeneration. Sie hat drei Geschwister.

Albina ging nicht in den Kindergarten, da ihre Mutter zu Hause war. Sie beschrieb ihre Kindheit folgendermaßen:
„Ich war auch gar nicht im Kindergarten oder so, also nur mein kleinster Bruder war im Kindergarten. Meine Mutter hat halt immer zu Hause auf uns alle aufgepasst und das war irgendwie auch also ganz in Ordnung, fand ich, also wir haben dann halt draußen mit den Kindern gespielt oder so und ich fand es gar nicht schlimm, ich fand das eigentlich ganz schön so. Ähm in unseren Nachbarschaft, da gab es ähm ja ein ausländisches Kind, also halt aber kein albanisches Kind, sondern ein serbisches Kind und mit ihm haben wir immer gespielt.“

Erst in der Grundschule lernte Albina die deutsche Sprache. Zu Hause haben die Eltern einen großen Wert darauf gelegt, dass die albanische Sprache von allen Kindern gesprochen bzw. gelernt wird. Sie erinnerte sich an die Grundschulzeit:
„In der Schule dann, ich wurde mit fünf eingeschult, ähm ja, da war ich auch ähm, soweit ich mich erinnern kann, das einzige ausländische Kind in meiner Klasse gewesen ähm, weil wir halt in einer kleinen Stadt gelebt haben, da gab es gar nicht so viele ausländische Kinder, ähm ja. Da gab es, soweit ich mich erinnern kann, gar keine Probleme deshalb, ähm ich habe mich gut mit den anderen Kindern gut verstanden und so und das war auch das erste Mal, als ich wirklich Deutsch geredet habe mit anderen Leuten, weil zu Hause haben wir halt immer Albanisch geredet mit meinen Eltern, mit meinen Geschwistern, weil die halt darauf geachtet haben, dass wir die Sprache lernen.“

Nach der Grundschule kam Albina auf ein Gymnasium:
„Ich [war] auf einem Gymnasium, da war ich auch das einzige ausländische Kind in der Klasse. Ähm damit kam ich eigentlich auch gut zurecht, bloß manchmal war es halt komisch ähm, weil dann Lehrer immer einen gefragt haben ‚Und wie ist es so als ausländisches Kind oder als Ausländerin? Wie sieht man das dann, so oder so?‘, was mir auch in Erinnerung geblieben ist.“

Die Beziehung zwischen ihr, ihren MitschülerInnen und ihren LehrerInnen beschrieb sie so:
„Also von den Schülern kam überhaupt nie irgendetwas Negatives, ähm von den Lehrern eigentlich auch nicht. Ich denke, das war eher von denen eher positiv gemeint, dass die gesagt, irgendwie gedacht haben ‚ja das ist das einzige ausländische Kind, da muss man so ein bisschen mal gucken, wie es dem auch so geht‘ und so, aber das kam halt immer so ein bisschen negativ rüber. Also diese Sorgen oder Befürchtungen kamen so rüber, als ob ich das selbst nicht hinkriege und ich halt immer extra Hilfe brauchte, damit ich mit meinem Leben irgendwie klarkomme.“

Albina gab während ihrer Schulzeit oft Nachhilfe in verschiedenen Fächern, sodass sie feststellte, dass ihr das Unterrichten Spaß macht und Freude bereitet. Aus diesem Grund entschied sie sich, ein Lehramtsstudium aufzunehmen. Für das Studium zog sie in eine Großstadt um. Sie absolvierte während des Studiums verschiedene Praktika. Von einem Praktikum berichtete sie Folgendes:
„Also ich war in dem ersten Praktikum an der A-Gesamtschule, ähm die ist ja auch sehr, das ist ja eine Europaschule, also da sind viele Nationen und da habe ich mich halt vorgestellt mit meinem Namen, also mit meinem Nachnamen, und dann kam eine Schülerin direkt ‚ach ich bin auch Albanerin‘ (lacht) und das fand sie direkt total klasse und dann hat sie auch in der Pause mit mir so ein bisschen auf Albanisch geredet und so und das fand ich eigentlich auch ganz nett, ähm also ich hatte, also die Klasse war sehr multikulturell und ich hatte das Gefühl, dadurch, dass ich halt auch jetzt nicht Deutsch bin, kam ich direkt schon ganz gut bei denen tendenziell an.“

Albina stand u.a. vor dieser Frage, die ihr professionelles Lehrerhandeln betraf:
„Also die Schülerin, die Albanerin war, [hat] mit mir in der Pause auch ein bisschen Albanisch geredet […], weil ich wusste halt auch nicht, DARF man das eigentlich in der Schule oder ist es nicht irgendwie auch ein bisschen komisch, gehört das überhaupt in die Schule, weil das ist ja auch so eher privat, welche Sprache ich spreche und das ist sehr professionelle Umgebung hier, deswegen kam das so ein bisschen in, also da gab es so ein bisschen clash zwischen Privatheit und Professionalität und dann wusste ich auch nicht, wie soll ich mich hier verhalten.“

Im Interview ging sie immer wieder darauf ein, wie hilfreich für sie ihre Zweisprachigkeit im Laufe der Schulzeit war:
„Also ich finde es auch gut, dass ich so erzogen worden bin, dass ich Albanisch kann, eine andere Sprache, weil es hilft mir auch mit den anderen Sprachen, habe ich gemerkt. Also zum Beispiel mit Französisch oder Spanisch, da gibt es auch Vokabularparallelen, das hilft einem auch.“

Albina besuchte das Projektseminar „Interkulturelle Kompetenzen und Mehrsprachigkeit als Ressourcen für den Lehrberuf“ im Sommersemester 2016 und erzählte Folgendes dazu:
„Ja also das Seminar da, da habe ich mich angemeldet, weil ähm ich finde es hört sich richtig spannend an, ähm weil mir Kultur halt wichtig ist und ich es wichtig finde, dass man da so ein bisschen Theoriewissen auch mal hat, weil alles, was ich so über interkulturelle Kompetenz kenne, ist mehr so meine persönliche Erfahrung, dadurch dass ich halt auch eine andere Kultur so ein bisschen habe.“