Swetlana Behr war zum Zeitpunkt des Interviews 37 Jahre alt und studierte Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache auf Lehramt an Haupt- und Realschulen im 7. Fachsemester. Sie kam alleine im Alter von 21 Jahren nach Deutschland, um als Au-pair zu arbeiten. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.

Swetlana ging in Russland zur Schule. Sie erinnerte sich an Folgendes von der Grundschule:
„Grundschule. Ja, ich meine, so richtig rosige Erinnerungen an die Schule habe ich nicht. Meine Grundschullehrerin war schon sehr geprägt von dieser kommunistischen, sozialistischen Erziehung, also war sehr streng immer mit linke und rechte Hand. Ich bin Linkshänderin und ich wurde dann auf brutale Weise umgelernt, also das heißt, so richtig rosig war das für mich nicht.“

Dort absolvierte sie im Jahr 2001 auch das Germanistik- und Pädagogikstudium. Nach dem Studium kam sie mit 21 Jahren nach Deutschland, um als Au-pair zu arbeiten:
„Dann 2001 kam ich nach Deutschland als Au-pair. Ich wollte eigentlich nur ein Jahr, das war so reine Neugier, um einfach die Sprache zu verbessern, also in einer lebendigen Sprache zu lernen, ähm und ja, aus diesem Jahr ist jetzt fünfzehn, sechszehn Jahre geworden, also fünfzehn Jahre.“

Nach dem Au-pair-Jahr entschloss sich Swetlana dazu, ein Studium in Deutschland aufzunehmen:
„Ich dachte: Warum eigentlich nicht, ich studiere noch mal. Und da habe ich angefangen in B-Großstadt zu studieren. […] Ich habe zuerst Ger- Romanistik studiert, weil ich äh Spanisch als zweite Sprache an der Uni hatte und dann, dank so vielen Ratschlägen, was damals so als Meinung ähm galt, das war so: Was willst du mit den Sprachen hier als Ausländer, mach was Praktisches, so BWL oder Jura. Und so kam ich zum BWL-Studium, also da habe ich den Studiengang gewechselt damals […] es gab Magister und Diplom und dann habe ich zu Magister gewechselt mit BWL und Romanistik trotzdem, also Sprachen war das immer so ein Thema für mich.“

Da Swetlana sich nicht sicher war, ob sie in Deutschland bleiben würde, orientierte sie sich erneut um. Sie suchte nach der Möglichkeit einen international anerkannten Masterabschluss zu bekommen, entschied sich für das Masterprogramm „International Management“ und schloss dieses Studium nach vier Semestern ab. Während ihres Studiums in Teilzeit arbeitete Swetlana lange im wirtschaftlichen Bereich, u. a. in einem Steuerberaterbüro. Sie heiratete und bekam ein Kind:
„Dann kam ein Thema bilinguale Erziehung, also wo ich gemerkt habe, dass mein Sohn ähm mit drei Jahren die russische Sprache verweigert. Ähm also wo er in den Kindergarten kam, da habe ich angefangen zu arbeiten und da war auch mein Fehler, also ich habe zu wenig Zeit eigentlich mit ihm verbracht ähm, was heißt ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, aber diese Sprachentwicklung ging irgendwie herunter und das hat mir irgendwie wehgetan.“

Durch ihr Kind kam Swetlana erneut zu der Beschäftigung mit den Sprachen. Als im Jahr 2015 der Ruf nach LehrerInnen für Deutsch als Fremdsprache laut wurde, ergriff Swetlana diese Chance und absolvierte eine verkürzte Zusatzqualifizierung. Diese ermöglichte es ihr, in Integrationskursen zu arbeiten. Kurze Zeit später kam die Überlegung auf, direkt ein Lehramtsstudium an der Universität in A-Großstadt aufzunehmen. Das Studium in Russland wurde Swetlana zum größten Teil anerkannt. Sie erzählte Folgendes zu ihrer Motivation, ein Lehramtsstudium aufzunehmen:
„Das hat sich erst mal ergeben durch mein Kind, wo ich da gemerkt habe: Ich gehe in dem Beruf auf. Erstmal das Interesse hat mein Kind geweckt und zweites diese Tätigkeit. Dann später äh ja, das ist dann auch mit Erwachsenen, aber diese Tätigkeit als Lehrerin jetzt in in den Integrationskursen, Sprachkursen, ich habe es gemerkt, es macht mir richtig Spaß. Das fördert, es ist stellenweise auch sehr anstrengend, aber das ist, man hat das Gefühl, man bewirkt was.“

Neben dem Studium arbeitete Swetlana als Sprachdozentin in den Integrationskursen. Von ihrer Tätigkeit erzählte sie Folgendes:
„Die Tätigkeit empfinde ich, das war am Anfang geholperig, weil ich neu war in dem Bereich und ich wurde auch durch diese zusatzqualifiziert ziemlich geprägt, viele Sachen würde ich jetzt anders vielleicht am Anfang machen, also das heißt klare Regelung von Anfang an, also diese übertriebene Willkommenskultur und alles, es hat nach ein paar Wochen zu einer absoluten Anarchie geführt, also mit Pünktlichkeit, Kommen und Gehen, mit Telefonieren im Unterricht und allem. Das, da bin ich dankbar, dass ich doch meine andere Erfahrung habe von anderen Schulen. Ich kann nachvollziehen, was die gewohnt sind und was sie von mir erwarten ähm, sie sind diesen Frontalunterricht, besonders die Älteren, die über vierzig, sind, die kommen mit diesen alternativen Methoden überhaupt nicht zurecht, mit dieser Gruppenarbeit, wenn du sagst, was meinst du oder Projektarbeit, da sind die auch, die sind zu geprägt von einem Schulwesen plus auch die kulturellen und religiösen Merkmale. Ich merke schon, je gläubiger sind zum Beispiel Moslems, desto mehr können sie es auswendig lernen, können ist aber nicht reproduzieren, also das ist meine meine, die lernen Paradigmen wie Versen.“

Swetlana besuchte das Projektseminar „Interkulturelle Kompetenzen und Mehrsprachigkeit als Ressourcen für den Lehrberuf“ im Wintersemester 2016/2017 und erzählte Folgendes dazu:
„Das hat mich äh allein schon von der Beschreibung her extrem angesprochen, also (unv.) ich wollte da hin. Es ist mein Brot, es ist was, womit ich arbeite ähm die- deswegen habe ich mich nicht angemeldet gehabt.“