In der dritten und vierten Unterrichtsstunde sollen die Schüler und Schülerinnen eine Weihnachtskarte für ihre Eltern basteln. Nachdem diese fertiggestellt sind, erhalten sie den Auftrag, einen Text für die Karte zu verfassen. Zunächst klärt die Lehrerin ab, was die Schüler und Schülerinnen in die Karte schreiben können. Darunter fällt unter anderem die Anrede „Liebe Mama, lieber Papa“, der Hauptteil „Ich wünsche Euch frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr“ und auch, wie die Schüler und Schülerinnen die Karte beenden können.
Transkript
G. und J. schreiben am Gruppentisch ihre Texte für die Karte.
G.: „Frau S., wie wird „frohe“ geschrieben?“
Frau V. (Praktikantin): „Ich schreibe es dir an die Tafel. “
Frau V. geht zur Tafel und schreibt das Wort „frohe“ an. Nachdem sie das getan hat, schreibt G. das Wort ab. Auch J. dreht sich um und nimmt es in seinen Text auf.
Als die Lehrerin sieht, dass Frau V. das Wort an die Tafel geschrieben hat, sagt sie zu ihr: „Du brauchst keine Wörter anschreiben. Das sind eh nur
Schmierzettel und die korrigiere ich zu Hause. “
Als Frau V. wieder am Gruppentisch vorbei geht, fragt sie J.: „Und wie wird „Weihnachten“ geschrieben?“
Frau V.: „Schreibe es so, wie du denkst, J.“
J.: „Warum schreibst du es für mich nicht an?“
Frau V.: „Weil du es so schreiben sollst, wie du denkst.“
Kommentar:
Ich habe mich für diesen Fall entschieden, weil es mich in diesem Moment sehr belastet hat. Im Anschluss an die Stunde bin ich immer unsicherer geworden und habe mich kaum noch getraut, auf Fragen der Schüler und Schülerinnen zu antworten. Die Unsicherheit zeigt sich bis heute. Als Lehrperson werde ich darauf achten, möglichen Praktikanten immer deutliche Anweisungen zu geben und sie mehr machen zu lassen. Der Fall ist ein Fall von Autorität und Macht.