Kurz vor Ostern kam die Klassenlehrerin der Parallelklasse auf die Idee, mit allen ersten Klassen ein Osterbuch zu bearbeiten. Sie hatte dafür schon Vorlagen, es handelte sich um Lieder, Rätsel und Übungen in Deutsch und Mathe zum Thema Ostern. N., P. und ich erklärten uns bereit, diese herzustellen und verbrachten so mehrere Stunden im Kopierraum, da wir für 60 Kinder je ca. 20 Seiten kopierten, diese dann sortierten und zum Schluss für jedes Kind banden. Das war ein relativ großer Aufwand, deshalb war ich zunächst sehr stolz auf uns und unseren Einsatz. Da noch eine Seite fehlte, weil diese geändert werden musste, kamen wir am folgenden Tag noch einmal in den Kopierraum, um diese noch zu kopieren und einzusortieren. Gerade als wir sie kopierten, kam ein Lehrer hinein und fragte, ob wir noch lange brauchen. N. antwortete, dass wir nur 60 Seiten haben. Der Lehrer dachte, es sei ein Witz, doch als er sah, dass die Anzahl der Kopien wirklich auf 60 eingestellt war, antwortete er erstaunt: Wofür braucht ihr denn 60 Kopien? N. erklärte – etwas scherzhaft –, dass wir am Vortag bereits über 1000 Kopien gemacht haben. Für mich klang es so, als sagte N. das im Stolz, denn wir waren auch stolz auf all die Arbeit, die wir geleistet hatten. Doch der Lehrer war empört: Wisst ihr denn nicht, dass pro Klasse im Halbjahr nur 2000 Kopien zur Verfügung stehen? Er wies uns darauf hin, dass die Kinder jedes zusätzliche Blatt selbst zahlen müssten, dass dies eine Verschwendung sei und warum wir so etwas machen würden. Wir versuchten, ihm zu erklären, dass es ja gar nicht unsere Idee sei, sondern dass wir nur den Auftrag ausführten, den wir bekommen hatten, doch ich bin der Meinung, dass ihm dies nicht klar wurde.
(StudentIn H_6_BSP, Pos. 13-15)