Im Klassenrat einer ersten Klasse wurde in der 2. Schulstunde über Freundschaft und Ausschluss diskutiert. Dabei hatte eine Mitschülerin das Anliegen, dass sie von zwei anderen Mädchen der Klasse ausgeschlossen wird. Während des Klassenrats sitzen alle Schüler:innen im Sitzkreis. Der beobachtete Schüler Johannes ist nicht direkt in dem, der Mitschülerin genannten Problem involviert, trotzdem haben alle Schüler:innen im Sitzkreis die Aufgabe sich an der Lösung des Problems zu beteiligen. Neben dem in der Ecke des Sitzkreises sitzendem Johannes steht eine Materialienkommode. Links von ihm ist die Fensterfront.

Während Johannes halb auf der Sitzbank und halb auf dem hinter ihm stehenden Tisch sitzt, schaut er nach links aus dem Fenster. Es scheint, als würde er den zwei Fußballspielern draußen zuschauen. Dabei murmelt er etwas vor sich hin, während die anderen Lernenden das eigentliche Problem diskutieren.

Die Klassenlehrerin Frau Schneider schaut zu Johannes und sagt: „Johannes, erste Ermahnung.“ Dabei schaut sie ihn ernst an.

Frau Schneider geht zur Tafel, auf der links gute bis schlechte Wetterbedingungen auf Schildern abgebildet sind und rechts die Namen der Kinder auf Kärtchen geschrieben sind. Die erste Station ist eine Sonne, die zweite Sonne mit Wolken, die dritte eine Wolke mit Regen und die vierte ein Gewitter. Alle Kinder starten morgens von der ersten Station. Diese Tafel bildet das Benehmen der Lernenden ab. Wenn ein Name ganz unten steht, wird ein Brief nach Hause geschrieben. Die Klassenlehrerin setzt Johannes Namensschild von der ersten Station zur zweiten Station.

Als eine Mitschülerin einen dem Thema zugehörigen Redebeitrag ergänzt und alle Gesichter zu ihr gerichtet sind, schaut Johannes aus dem Fenster hinaus. Dabei dreht er seinen Oberkörper nach links, stellt seine Ellenbogen auf den Materialienschrank ab und legt seinen Kopf auf seine Hände.

Frau Schneider dreht sich zu Johannes und sagt laut: „Johannes, zweite Ermahnung!“ Anschließend steht sie auf und setzt sein Namensschild an der Wetter-Benimm-Station noch eine Station tiefer. Daraufhin erwidert Johannes mit einem zu Frau Schneider hingewandten fragenden Blick: „Warum?“ Als Frau Schneider sich wieder hinsetzt sagt sie in einem düsteren Ton: „Weil du dich nicht an dem Gespräch beteiligst und nicht aufpasst.“

Johannes dreht einen Moment seinen Kopf zur Sitzkreismitte gerichtet und rutscht nach vorne, sodass er nicht auf dem hinter ihm stehenden Tisch sitzt. Nach ein paar Sekunden schaut er wieder aus dem Fenster und spielt dabei mit seinen Händen an den Materialien des neben ihm stehenden Schranks herum. Es macht den Anschein, dass er mit den Gedanken bei den Fußballspielern ist.

Robert, ein Mitschüler und der Regelwächter des Klassenrats, schaut Johannes an und ruft: „Johannes!“ Dann dreht sich die Klassenlehrerin wieder zu Johannes herum und sagt laut: „Johannes, setz dich jetzt bitte woanders hin, setz dich neben Manuel, Jetzt!“

Johannes bleibt kurz sitzen (scheint zu zögern), steht dann langsam auf und geht in einem geringen Tempo auf den angekündigten Platz, auf dem er eigentlich mit dem Rücken zum Fenster sitzen würde. Sobald er sitzt, dreht er sich um 180 Grad in Richtung des Fensters um und beobachtet die Fußballspieler. Als Frau Schneider Johannes Haltung sieht murmelt sie: „Na toll, hat trotzdem nicht funktioniert.“

(LaF_Beobachtung_so24_stud3)