Methode: Ethnographie
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Aufhebung der dualistischen Solidarität 17.01.03 In der zweiten Stunde war ich mit Herrn Merkel in der 5ten Klasse – eine Mathematikstunde. Ein paar Mädchen holten Herrn Merkel am Lehrerzimmer ab und redeten auf dem Weg zum Klassenzimmer mit ihm. Während einer Rechenaufgabe – in der Klasse war es absolut ruhig – sagte ein Junge plötzlich: „Der Charly ist gar nicht da. Das merkt man gleich – is´ viel ruhiger“. Die anderen Kinder lachten, nickten mit
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Aufhebung der dualistischen Solidarität Die Kategorie der Sympathie ist deswegen so bedeutungsvoll, weil sie in der Lage ist, die anderen durch Polarität zwischen SchülerInnen und LehrerInnen gekennzeichneten Kategorien außer Kraft zu setzen. Nachfolgende Feldbeschreibungen veranschaulichen dies: 29.11.02 Nach der Mathematikstunde redeten Charlotte, Beatrice und Lena mit Herrn Hofstätter, weil in der Biologie-Arbeit ein Begriff vorkam (Plasmolyse), den die Klasse nie zuvor besprochen hatte. Die Frage zur Plasmolyse machte zudem punktemäßig ein Viertel der ganzen Arbeit
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Antipathie und Produktivität 20.03.03 Herr Hofstätter ärgerte sich über Robin, der im Basketball spitze sei, aber sich ansonsten überhaupt nicht bemühe: „Der Robin hätte besser auch Grundkurs gewählt.“ Das Verhalten Robins, der sich nämlich – abgesehen vom Basketball – nicht um Integration bemüht, macht Herrn Hofstätter verständlicherweise ärgerlich. Herr Hofstätter hat zu seinem Sport-LK ein gutes Verhältnis. Fairness und Sportlichkeit sowie die Arbeit an einem gemeinsamen Ziel erzeugen nicht nur bei den SchülerInnen, sondern auch
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Produktivität vor Interesse 30.09.02 vierte Stunde, neue Aula I: Findest Du das interessant, was ihr lernt, oder ist das mehr so ne Pflichtveranstaltung? Torben: Eher net. Eher es zweite – Pflichtveranstaltung also. Es gibt manchmol interessante Tage und manchmol auch is´ gar nichts interessantes dabei. Also ich, ähm, Versuche in Chemie sinn manchmol ganz lustig, wie des wo´s so gestunke hat und so, odder daß´s Explosione gibt und so, abber meischtens langweilig. Torben findet die
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Produktivität vor Interesse 23.09.02 Ein paar Mädchen redeten über die gestrige Bundestagswahl. Im katholischen Religionsunterricht äußerte Thomas die Bitte im Unterricht über die Wahl zu sprechen, aber Frau Hepperle lehnte ab. Als eine Schülerin bezüglich der Frage, wie Politik die Schule beeinflusse, sagte, daß Bundeskanzler Schröder gegen eine PISA-Studie für LehrerInnen sei und daß sie das total unfair fände, weil sie der Meinung sei, daß auch die LehrerInnen möglicherweise Schuld am schlechten Abschneiden deutscher SchülerInnen
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten LehrerInnen werden von SchülerInnen vor allem als ProduktionsleiterInnen im Lernprozess angesehen. In der Regel bedeutet das für die SchülerInnen die Abgabe jeglicher Verantwortung für die Gestaltung dieses Prozesses an die LehrerInnen. Haben SchülerInnen Verständnisschwierigkeiten bei bestimmten Lerneinheiten oder bestehen Wissenslücken, die zu schließen als Voraussetzung für die Aneignung neuer Lerninhalte gilt, so indizieren diese – nach Meinung der SchülerInnen – das Versagen der jeweiligen FachlehrerInnen. Während meines Aufenthaltes im Feld habe ich SchülerInnen niemals sagen
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Die Kehrseite der Produktivität 06.11.02 In der ersten Stunde Mathe kündigte Herr Hofstätter an, daß er die Hausaufgaben sehen wolle. Bis er dann durch die Reihen ging, hatten alle SchülerInnen die Hausaufgaben abgeschrieben. Die Aufgabe war die Verbesserung der Klassenarbeit. Die SchülerInnen, die sie schnell abgeschrieben hatten, konnten so weder ihre Fehlerquellen entdecken, noch etwas dazu lernen. Aus dieser Feldnotiz ist ersichtlich, dass es SchülerInnen nicht um Lerneffizienz geht: Indem sie von anderen SchülerInnen die
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Teamarbeit Die Solidarität der SchülerInnen entwickelte sich in bestimmten Situationen zu einer exzellent koordinierten Teamarbeit. Die folgende Feldnotiz verdeutlicht dieses Phänomen auf anschauliche Weise: 02.12.02 Die Musikarbeit bei Herrn Guppi war eine einzige Teamarbeit. Da bis auf zwei SchülerInnen niemand die Themen beherrschte, wurden die ganze Stunde über Lösungen zugeflüstert, voneinander abgeschrieben etc. Kaum einer bzw. eine der SchülerInnen hatten sich auf die Klausur vorbereitet bzw. gelernt, alle waren der Meinung, das „bringt eh nichts“.
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Zusammenhalt Das Zusammengehörigkeitsgefühl der SchülerInnen war dann am größten, wenn es galt, „Angriffe“ von außen, d.h. vor allem von Seiten der LehrerInnen, abzuwehren. Wie bei den LehrerInnen auch, gab es innerhalb der Klasse große „solidarische Lücken“, aber in Auseinandersetzungen mit den „Autoritäten“ war die SchülerInnen-Solidarität jederzeit vorhanden. Während meines Feldaufenthaltes habe ich kaum Situationen erlebt, in denen die Solidarität der SchülerInnen gegenüber den LehrerInnen nicht standgehalten hätte. 26.09.02 In einer der Chemiestunden wurde Jonas über