Falldarstellung

Melanie: Muss das so groß sein? ((zeigt Frau Z. ihr Tonpapier))
Frau Z.: Äh, (.) du kannst ja erst mal ’ne g r o ß e Überschrift (.) und
dann machste da nachher schön großzügig, dann wirkt das schon ((fährt mit den Händen in größeren Bewegungen über das Blatt.))

Interpretation

Melanie kommt zu Frau Zava und stellt ohne Umschweife ihre Frage: „Muss das so groß sein?“. Mit „das“ ist das Tonpapier gemeint, das sie in der Hand hält und vorzeigt. Das Papier soll wohl die Grundfläche ihres Plakates sein, das sie zur Ergebnissicherung und zur Präsentation der Arbeitsergebnisse herstellen soll. Die Größe des Papierbogens ist durch das bereitgestellte Tonpapier vorgegeben. Offensichtlich erscheint der Schülerin das Format als zu groß. Daher fragt sie, ob das so groß sein „muss“. Vielleicht denkt sie, dass die Lehrerin, indem sie das Format bereit gelegt hat, alle Schülerinnen und Schüler auf diese Plakatgröße festlegen möchte. Frau Zava zögert zunächst („äh, (.)“) mit der Antwort. Dann macht sie einen Vorschlag („du kannst ja erst mal …“). Auf die Frage „muss das …“ mit „du kannst ja…“ zu antworten, stellt ein Einlenken dar bzw. die Einleitung eines Kompromissvorschlags. „Erst mal“ schränkt das Zugehen auf die Schülerin aber wieder ein, denn wenn sie „erst mal“ etwas machen soll, folgt daraus, dass sie dies später entweder wieder ändern oder es noch ergänzen muss. Inhaltlich bezieht sich der Vorschlag auf „’ne g r o ß e Überschrift“. Mit dem Wort „groß“ wiederholt Frau Zava den Ausdruck, den die Schülerin in ihrer Frage benutzt hat, und betont ihn noch, um dem Vorschlag mehr Überzeugungskraft zu verleihen. Da allerdings das Verb fehlt, bleibt offen, was die Schülerin mit der großen Überschrift machen soll. Aus dem Kontext lässt sich erschließen, dass sie wohl die Überschrift groß auf das Plakat schreiben oder ausschneiden und auf das Plakat kleben und damit schon mal einen Teil des Papierbogens füllen soll. Es folgt ein weiterer Vorschlag, der ebenfalls als unvollständiger Satz nur angedeutet wird: „dann machste da nachher schön großzügig“. Das Wort „nachher“ folgt sprachlich auf das zuvor eingeführte „erst mal“. Hier wird nun deutlich, dass es dabei nicht um Alternativen oder inhaltliche Ergänzungen geht, sondern um ein zeitliches Nacheinander: Erst soll die Überschrift groß angelegt, dann die anderen Elemente großzügig auf dem Plakat verteilt werden. Durch die Ergänzung des Wortes „großzügig“ mit dem Adverb „schön“ bringt die Lehrerin eine Wertung und einen eigenen Maßstab hinein. Sie findet eine großzügige Verteilung von Texten, Bildern u.Ä. auf einem Plakat schön! Zur eigenen Bestätigung und zur Überzeugung der Schülerin ergänzt sie: „dann wirkt das schon“. Da sie schließlich Melanie auch noch zeigt, wie sie sich das vorstellt, wird aus dem anfänglich vermuteten Vorschlag nun doch eher eine Anweisung: Ja, das Plakat muss so groß sein, andernfalls wird es nicht großzügig und schön.

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