Heute ging ich mit 5 Mädchen, die dieses Jahr eingeschult wurden, in den Förderraum nebenan, um ein Arbeitsblatt zu bearbeiten. Die Aufgabe war es, zu bestimmten Bildern das Wort zu schreiben. Da Frau W. sehen wollte, wie gut das schon klappt, sollte ich den Mädchen nicht helfen und sie nicht abschreiben lassen. Im Raum angekommen, baten mich die Mädchen, alle zusammen an einem Tisch sitzen zu dürfen. Ich dachte, wenn ich alle an einen Tisch setzte und dabei bin, werden sie dennoch alleine arbeiten. Kaum haben die ersten Mädchen das erste Wort geschrieben, schoben sie ihren Freundinnen deutlich ihr Blatt hin, so wie sie es auch sonst im Unterricht machen würden. Sofort forderte ich die Kinder auf, das zu unterlassen. Ich glaube die Mädchen wussten nicht so ganz, was ich damit meinte und guckten trotzdem weiterhin bei ihren Nachbarinnen. Die Mädchen haben noch nie Tests oder ähnliches geschrieben und arbeiten generell viel in Freiarbeit, sodass sie es gewohnt sind, bei Problemen ihre Freunde zu fragen. Letztendlich setzte ich die Mädchen möglichst auseinander. Sobald ich mich nun aber wegdrehte, merkte ich immer ein paar Sekunden später wie die Mädchen anfingen, sich ihre Blätter zu zeigen. Deswegen erklärte ich den Mädchen, wieso es so wichtig ist, dass alle das Blatt selbstständig lösen, nämlich damit Frau W. sieht, wer wo Schwierigkeiten hat. z.B. wer Schwierigkeiten bei den Vokalen hat, oder das p und b verwechselt. Schließlich wollen wir ja, dass sie alle sicher lesen und schreiben können. Die Mädchen verstanden das Argument und bekräftigten mich sogar damit, dass ja jeder andere Fehler macht. Das führte dazu, dass alle penibel darauf achteten, dass bloß keiner abschaut, selbst wenn das nächste Kind zwei Meter weiter saß. Ein Mädchen, das besondere Probleme hatte, benötigte nun aber Hilfe, die ich ihr nicht geben konnte, bzw. durfte und begann herumzunörgeln, dass sie die Aufgabe nicht könne. Dadurch störte sie natürlich die anderen Mädchen.
(Studentin J_1, Pos. 45-55)