In einer vierten Klasse kam es im Sportunterricht zu einigen Unruhen im Sitzkreis. Beteiligt war unter anderem ein Junge, der bereits in den vergangenen Unterrichtsstunden mehrfach von der Lehrerin ermahnt wurde. Er kommentiert den Unterricht sehr häufig, wovon sich die Lehrerin sichtlich gestört fühlt. Des Weiteren lässt er sich sehr schnell durch Kommentare der Mitschüler provozieren. In dieser Stunde ist er ausgerastet und hat gegen die Bank getreten und eine Mitschülerin angeschrien. Daraufhin hat ihn die Lehrerin mit mir und einer weiteren Studentin zum Lehrerzimmer schickt, wo er auf einen Zettel schreiben sollte, „wie man sich im 3 Sportunterricht zu verhalten hat“. Ich begleitete den Jungen also dorthin und fragte ihn bereits auf dem Weg, ob er sich vorstellen könne, warum Frau F. so sauer war. Daraufhin antwortete er sofort, dass es ihm schwer fällt, sich im Griff zu haben und dass er Frau F. überhaupt nicht absichtlich sauer machen wollte. Als er vor dem leeren Blatt saß, schlug ich ihm vor, genau das aufzuschreiben. Er erwiderte daraufhin „Ja, mir fällt das halt so schwer, das zu schreiben. Mir glaubt eh keiner von den Lehrern und die denken eh, dass ich nichts gut machen kann.“ Ich ermutigte ihn, einige seine Vorschläge und Ideen zu notieren. Als sein Blatt halb gefüllt war, mit Dingen, die er zukünftig ändern möchte und die er wirklich eigenständig und ehrlich notiert hatte, kam seine unbeteiligte Klassenlehrerin zufällig vorbei. „K., was machst du denn schon wieder hier?“. Der Junge starrte plötzlich eingeschüchtert auf den Boden und antwortete nicht. Die Studentin und ich erklärten kurz, dass es einen Vorfall im Sportunterricht gegeben hatte, aber dass wir gerade schon mit ihm beratschlagt haben, was sich ändern muss, damit so etwas zukünftig vermieden werden kann. Die Lehrerin ignorierte unsere Erklärung, nahm das Blatt des Jungen, ohne zu fragen, lass es durch und legte es unsanft wieder auf den Tisch. „Das schaffst du doch eh nicht. Ich bin gespannt, was mir Frau F. nachher erzählen wird.“ Sie drehte sich um und ging weiter. Ich war sprachlos und dann ist mir der Satz des Jungen eingefallen. Es glaubt keiner an ihn, er kann in den Augen der LehrerInnen tatsächlich nichts gut machen.
(StudentIn DD_7)