Nach der Frühstückspause machte die gesamte Klasse einen ziemlich aufgeregten Eindruck. Zwei Kinder weinten, drei weitere diskutierten lautstark über etwas, was ich noch nicht ganz durchschauen konnte.

Als unsere Gruppenleiterin in den Raum trat, schaute sie sich kurz irritiert um, beobachtete das Spektakel und sagte dann mit zerknautschtem Blick in meine Richtung: „Das wird doch heute wieder nichts mit unserem Matheunterricht.“ Kurz darauf brachte sie die aufgebrachte Meute mithilfe des Leisegongs zur Ruhe und bat die Kinder einen Sitzkreis zu bilden. Als dies passiert war, begann sie zunächst, die emotionalsten unter den Schülern aufzufordern, ihre Sicht und Wahrnehmung auf die Dinge, die sich in der Pause ereignet hatten, zu schildern.

Wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, war es beim Fangenspielen zu einigen Unstimmigkeiten gekommen, woraufhin eine Junge ein Mädchen geschubst und getreten hatte. Da sich nachfolgend die Kluft zwischen Jungen und Mädchen vergrößert hatte, war nun scheinbar die ganze Gruppe in den Streit involviert. Immer wieder nahm die Gruppenlehrerin ein Kind dran, was noch etwas auf dem Herzen hatte, hörte geduldig zu, kommentierte einzelne Beiträge, fragte interessiert nach und versuchte die aufgereizte Stimmung zu beruhigen.

Bis heute bewundere ich die Geduld und das Engagement der Lehrerin und bin erstaunt darüber, dass der Konflikt geklärt und gemeinsam mit den Kindern die Vereinbarung erarbeitet werden konnte, dass in Zukunft respektvoller miteinander umgegangen wird. Des Weiteren bewundere ich die Improvisationsfähigkeit und Empathie, die dafür sorgte, dass die Lehrerin genau das tat, was für die Kinder in diesem Moment gebraucht haben. Meiner Meinung nach ist es ihr in dieser Situation gut gelungen, abzuwägen und Prioritäten zu setzen, und zwar im Sinne der Kinder.

(Studentin L_1_BSP, Pos. 57-66)