Bei den jährlichen Waldjugendspielen treten jedes Jahr die dritten Klassen zweier Schulen gegeneinander an, indem sie in Gruppen von je zehn Schülern verschiedene Stationen absolvieren und dabei möglichst viele Punkte sammeln. Bei einer der Stationen mussten die Kinder Fragen zu Balkenwaagen und Gewichtseinheiten beantworten, was nicht sehr gut klappte. Anschließend mussten sich zwei Kinder finden, wie mit einer Säge ein Stück eines bereitliegenden Baumstammes absägen sollten. Das Ziel dabei war, dass das abgesägte Stück ein halbes Pfund wiegen sollte. Hierbei gab es eine Auseinandersetzung zwischen den Kindern. A. und N. meldeten sich zum Sägen, L. und P. wollten aber auch gerne. Also stimmten die Kinder ab, wobei alle für das Mädchenteam stimmten. Das gefiel L. gar nicht. Auch nach der Abstimmung wollte er nicht zulassen, dass die Mädchen statt ihm sägen durften. Er wehrte sich dagegen, fing an, herumzuschreien und fing an, die Säge an sich zu reißen. Dabei wiederholte er mehrmals den Satz: „Auch wenn die gewählt wurden, kann ich immer noch dagegen stimmen, das bedeutet gar nichts!“. Auch der Leiter der Station – der Förster des Waldes – wurde sauer, konnte L. aber keinen Einhalt bieten. Dies ging so lange weiter, bis die Mädchen genervt meinten, dass er dann haltmachen solle. Doch da war ich dagegen. Ich begründe dies vor der Gruppe, indem ich sage, dass alle anderen für die beiden Mädchen gestimmt haben und wenn die beiden nun verzichten, sie L. für sein egoistisches Verhalten auch noch belohnen würden. Ich sage auch zu L., dass sein Verhalten so niemals zum Ziel führen würde. Die anderen verstanden dies und L. wendete sich daraufhin von der Gruppe ab, um zu schmollen. Die beiden Mädchen einigten sich in ihrem Vorgehen, schätzten das Stück Baumstamm ab und begannen, zu sägen. Allerdings wackelte der Bock dabei so stark, dass die anderen den Stamm festhalten mussten. Auch L. wird dazu aufgefordert, aber er ist noch immer am Schmollen und verweigert mit den Worten „Das habt ihr jetzt davon, jetzt helfe ich euch bestimmt nicht mehr.“ Beim Wiegen zeigt sich, dass das Holz 270g wiegt. Bei der Frage, wer es sich mitnehmen möchte, nahm L. es und steckte es ein. Dabei motzt er I. an, dass sie als Klassensprecher nicht immer alles bekäme und nicht die Beste in allem sei. Diese Situation war ziemlich herausfordernd, da ich und O. mit der Gruppe allein durch den Wald gingen und uns somit auch erst durch solche Auseinandersetzungen den Respekt verdienen mussten. L. war schon bei den vorherigen Stationen sehr auffällig und dominant gewesen, wobei ich ihm dabei noch immer Einhalt gebieten konnte. Nachdem ich jedoch sah, dass sogar der Förster scheiterte, ihn zu beruhigen, war ich mir nicht sicher, ob ich es schaffen konnte, die Situation zu retten, da wir bei der Bearbeitung der Stationen auch einen gewissen Zeitdruck haben. Ich unterhielt mich im Anschluss mit der Klassenlehrerin und erfuhr von ihr, dass er wohl immer solch einen Egoismus an den Tag lege. Dies käme davon, dass er sich zu Hause alles Erlauben und Erbetteln kann, ohne dass ihm die Eltern Einhalt gebieten. Dies sei den Eltern auch bewusst, jedoch würden sie daran nichts ändern.

(Studentin G_4, Pos. 7-22)