In der ersten großen Pause verlassen die Schüler gewöhnlich das Klassenzimmer. An diesem Tag sucht jedoch Tom das Gespräch mit der Klassenlehrerin. Er will wissen, ob er und H. nächstes Jahr wieder in der gleichen Klasse sein werden. Die Klassenlehrerin erklärt ihm, dass sie keinen Einfluss darauf hätte und die Schulleiterin für solche Angelegenheiten zuständig sei. U. wirkt sichtlich schockiert. Die Lehrerin fügt hinzu, dass sich an der jetzigen Situation schnellsten etwas ändern müsse und dass das so nicht weiter gehen würde. U. ist zunächst sprachlos. Dann äußert er den Wunsch, mit der Schulleiterin sprechen zu wollen. Die Klassenlehrerin ist damit einverstanden und erhofft sich selbst Hilfe und einen Ratschlag. Leider ist die Schulleiterin zu diesem Zeitpunkt beschäftigt und es kommt zu keinem Gespräch mit ihr. Die Klassenlehrerin zieht mich daraufhin in das Gespräch hinzu (bis zu diesem Moment war ich nur Beobachterin) und wendet sich an den Schüler mit folgenden Worten: „Willst du Frau D. mal erklären, was dein Problem ist?“. U. reagiert zunächst zurückhaltend und nachdenklich. Dann ist er damit einverstanden, aber nur unter der Bedingung, dass ich es niemanden erzählen werde. Ich versichere ihm, dass es ein vertrauliches Gespräch ist und ich es für mich behalten werde. Er berichtet mir, dass er von seiner Mitschülerin H. geträumt hätte und sie ihn lila verfärbt hätte und das lebenslang. Dann erklärt U., dass das der Grund ist, weshalb er ihr im Unterricht ständig aus dem Weg gehe. (U. meidet jeglichen Kontakt zu H. Er hält sich die Ohren zu, wenn sie spricht. Sobald sie sich in seiner Nähe befindet, führt U. eine Bewegung mit den Händen durch, die als eine Art Schutz gesehen werden kann.) U. erklärt, dass er es in der Klasse nicht mehr aushält und fordert einen Klassenwechsel von H. Die Lehrerin stellt klar, dass er in diesem Fall die Klasse wechseln müsse und dies auch über die Schulleiterin laufe. U. wirkt enttäuscht. Daraufhin versuche ich ihm zu erklären, dass es sich um einen Traum gehandelt hat und sich Menschen in der Realität nicht verfärben können. Auch die Lehrerin versichert ihm das. Ich schlage ihm vor, dass wir zu dritt (U., H. und ich) oder zu viert mit der Klassenlehrerin ein Spiel zusammen spielen und so die Angst versuchen zu bewältigen. Die Lehrerin ist begeistert von dem Vorschlag. U. lehnt jedoch dies ab, weil seine Angst vor der Lila-Verfärbung zu groß sei. Die Lehrerin sitzt ratlos da. Sie erklärt ihm, dass er seine Angst überwinden oder einen Arzt aufsuchen müsse.

(StudentIn E_5, Pos. 39-42)