Am Montag und Dienstag fiel G. stark auf, da er immer wieder in den Unterricht rein rief oder störende Geräusche machte, so, dass sich auch die anderen Kinder schon beschwerten. In der letzten Stunde in Ethik verhielt er sich allerdings total anders. Die Lerngruppe war sehr laut und die Kinder unterhielten sich an ihren Gruppentischen. G. ging dann vom Gruppentisch weg, setzte sich an den vordersten Einzelplatz am Lehrerpult und wartete stumm bis es leiser wurde.
Ich: „G.? Ist alles in Ordnung?“
G.: „Ja.“
Ich: „Warum sitzt du denn jetzt hier alleine?“
G.: „Die anderen lenken mich ab und es ist viel zu laut hier. Das stört mich sehr!“
G. verhielt sich die ganze Stunde so. Es klingelte und er packte seine Sachen zusammen und wollte gehen.
Ich: „Hey G. ich fand es ziemlich toll, dass du dich so konzentriert hast eben, obwohl es sehr schwer sein muss, wenn alle so laut sind. Ich würde mir wünschen, dass du die restliche Woche so auch in der Klasse bist.“
G.: „Hmmm…“ (zuckt mit den Schultern und geht weg)
Am Donnerstag während einer Arbeitsphase:
G.: „Frau O.?“
Ich: „Was ist los?“
G.: „War ich denn jetzt die ganze Zeit brav und leise?
Ich: Ääääh, ja na klar, das ist mega klasse!!! Ich bin richtig stolz auf! Mach weiter so!“
In diesem Moment war ich irritiert, da ich davon ausging, dass meine Bitte ihn nicht interessiert hatte, er jedoch meinen Wunsch zu Herzen nahm und sich Mühe gab diesem nachzugehen. Es gelang ihm auch wunderbar! So wunderbar, dass es mir nicht auffiel, weil er so leise war. Auf der einen Seite war ich stolz auf ihn, aber auch traurig, da es mir nicht selbst auffiel.
(Studentin L_3_BSP, Pos. 27-48)