Die Klasse wurde in zwei Hälften geteilt, damit der Lehrer mit den Kindern abwechselnd Blumenzwiebeln auf dem Schulhof einpflanzen konnte. Mit der anderen Hälfte sollte ich mit den Kindern im Klassenraum das Blumenzwiebelheft einführen. Nach einer Weile sollten sich die Klassenhälften dann abwechseln, damit die andere Hälfte, die erst oben mit mir war, auch Blumenzwiebeln einpflanzen konnte. Direkt zu Beginn sagte der Lehrer zu mir, dass falls es zu Problemen kommen sollte, ich mich an den Lehrer in der Nebenklasse wenden sollte. Bei diesem Lehrer hat die Klasse auch Deutschunterricht und sie haben ziemlich viel Respekt vor ihm, da er recht streng ist und auch mal laut werden kann. Ich fing also an, den Kindern das Blumenzwiebelheft vorzustellen und ihnen einen Arbeitsauftrag dafür zu geben. Da das eine entspannte Aufgabe war, durften die Kinder dies entweder an ihrem Platz oder in der Leseecke machen. O., I. und S. gingen als einzige in die Leseecke, die anderen blieben am Platz. Ich habe jedoch von Anfang an gesagt, dass sie nur in der Leseecke arbeiten können, wenn sie keine Unruhe stiften und sich nicht gegenseitig ablenken. Bei T. und K. hat das ganz gut geklappt. Nur S., der schon oft negativ aufgefallen ist, hat die anderen abgelenkt und war viel zu laut. Ich meinte also zu S., dass das nicht gehen würde und er sich doch auf seinen Platz setzen sollte, da es bei ihm ja scheinbar nicht klappen würde. S. blieb aber ganz selbstbewusst in der Leseecke und sagte lauthals „Nein, ich geh nicht auf meinen Platz!“ oder „Warum störe ich denn?“. Da er es absolut nicht verstehen konnte, warum er sich auf seinen Platz setzen sollte, sagte ich ihm, dass wir dann auch gerne rüber zu Herrn Z. gehen könnten. Eigentlich möchte ich nur ungern damit drohen, zu einem Lehrer zu gehen, da ich dem Kind dadurch nur weiter signalisiere, dass ich nur eine Praktikantin bin und noch nicht genau weiß, wie ich mit störenden Kindern umzugehen habe. Das Kind ist aber sowieso sehr schwierig und reagiert immer sehr arrogant mir gegenüber, weshalb ich in dem Moment keine andere Lösung wusste. Daraufhin antwortete er frech: „Nein, ich geh nicht rüber.“ Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich es ernst meine und ging rüber zu ihm in die Leseecke. Das half jedoch auch nicht, er wurde nur noch frecher und sagte Sachen wie „Jetzt störst DU aber!“ oder „Das ist Belästigung!“. Ich wusste keine andere Lösung als ihn an die Hand zu nehmen und in die andere Klasse zu bringen. Das war der Moment, in dem er gemerkt hat, dass ich es ernst meine und er sich nicht so benehmen kann. Daraufhin lenkte er ein und meinte, dass er jetzt ruhig an seinem Platz weiterarbeiten würde. Den Rest der Stunde saß er zwar an seinem Platz, gearbeitet hat er jedoch nicht.
(Studentin E_3, Pos. 10-18)