Im Kunstunterricht sollen die Kinder der 1b mit Wasserfarben Kleckse auf ihr Zeichenblatt malen, und anschließend mit einem Strohhalm die Farbe auseinander pusten. Alle sind fleißig bei der Sache, bis P. auf einmal anfängt zu weinen. Die Lehrerin fragt nach, aber es kommt keine Antwort. P. weint und zittert am ganzen Körper. Daraufhin nehme ich sie an die Hand und gehe kurz mit ihr an die frische Luft, damit sie sich beruhigen kann. Draußen versuche ich herauszufinden, warum sie weint. Sie schüttelt nur mit dem Kopf und sagt nichts. Trotzdem bringe ich sie nach ein paar Minuten wieder zum Lachen und sie hört auf zu weinen. Bei meinem Vorschlag, zurück in die Klasse zu gehen, klammert sie sich an mich und fängt sie wieder an zu weinen. Erst nach einigen Minuten kommt sie mit in die Klasse zurück, aber sie möchte abgeholt werden und hört auch nicht auf zu weinen. Nach einer halben Stunde wurde sie dann auch von ihrem Vater abgeholt.
Am nächsten Morgen ist sie wieder da, fröhlich wie immer. Nach dem Arbeitsauftrag im Fach Mathematik fängt sie plötzlich wieder an zu weinen. Ich nehme sie aus der Klasse und mache mit ihr das EMBI, was ich sowieso mit ihr machen wollte. In der Bibliothek arbeitet sie dann motiviert und konzentriert mit. Auch in den nächsten zwei Schulstunden benimmt sie sich wie immer und arbeitet problemlos mit.
Die gleiche Situation wiederholte sich auch noch in den nächsten Wochen. Nach mehreren Elternbesprechungen und mit Zusammenarbeit der BFZ-Lehrerin (P. ist ein Inklusionskind) wird klar, dass sie nur geweint hat, weil sie so die Aufmerksamkeit der Lehrerin für sich hatte und dazu konnte sie auch Aufgaben umgehen, die sie nicht mag/ die ihr nicht liegen.
(Studentin L_2, Pos. 1-11)