In meiner Stammklasse befindet sich ein Kind mit Trisomie 21 (auch „Down- Syndrom“ genannt). Er nimmt am Regelunterricht der Schule teil und besucht keine Förderschule. Der Junge wird tagsüber von einer Schulassistentin betreut und unterstützt. Er ist noch in der Vorschule und kann einige Dinge noch nicht selbständig erledigen, deshalb ist Frau N. immer an seiner Seite. Während meines Praktikums kam es einige Male vor, dass ich die Betreuung von J. für eine kurze Zeit übernahm. Letztens bat Frau N. mich auf J. „aufzupassen“, da sie für kurze Zeit weg musste. Die Klasse versammelte sich im Sitzkreis und ich setzte mich neben J. und seine übliche Sitznachbarin. Es ist manchmal so, dass er im Sitzkreis unruhig wird, daher folgte ich dem Beispiel von Frau N. und setzte mich in seine Nähe. Der Sitzkreis dauerte sehr lang an und J. wurde unruhig und zappelig. Daraufhin nahm ich J. auf den Schoß, so wie es Frau N. üblicherweise in solchen Fällen macht. Nachdem ich ihn auf den Schoß nahm wurde er wieder ruhiger und die Versammlung im Sitzkreis konnte beendet werden. Als sich der Sitzkreis auflöste, drehte sich J. auf meinem Schoß um und leckte mir die Wange ab. Nachdem er dies tat, schaute ich ihn verwundert an, ohne etwas zu sagen und er lächelte mich an. Ich erzählte Frau N. dies später, weil ich mich fragte, warum er mir die Wange ableckte. Frau N. sagte daraufhin zu mir: „Das darf er nicht“.
(StudentIn F_5, Pos. 27-35)