Es ist die zweite Stunde in der 4. Klasse. Die Lehrerin sitzt vor der Klasse und bespricht über eine Dokumentenkamera gemeinsam mit der Klasse eine wichtige Thematik in Deutsch. Die Klasse beschäftigt sich heute das erste Mal mit dieser durchaus schwierigen Thematik. Während des Gesprächs fängt ein Mädchen an zu weinen. Sie weint, wimmert, quietscht, stampft mit dem Fuß auf den Boden und meldet sich hektisch. Immer wieder sagt das Mädchen den Namen der Lehrerin oder sagt, dass sie nachhause wolle. Die Lehrerin und die anderen Schüler*innen der Klasse ignorieren sie zunächst, einige Kinder drehen bereits genervt die Augen. Als sich das Verhalten des Mädchens steigert, dass es nicht mehr zu überhören ist, ermahnt die Lehrerin, dass das Mädchen jetzt bitte aufpassen solle, da der Inhalt wichtig sei und auch gleich Pause sei. Doch das Mädchen kann sich nicht beruhigen. Die anderen Kinder sind sichtlich genervt, selbst die besten Freundinnen des Mädchens und, auch ich als Betrachter merke, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann. Die Lehrerin wirkt ebenfalls sichtlich angestrengt und sagt zu dem Mädchen, dass sie sich beruhigen solle und das Mädchen Rücksicht auf alle anderen nehmen solle, da sonst alle immer auf sie Rücksicht nehmen würden, aber irgendwann sei es auch einmal gut. Die Lehrerin spricht außerdem an, dass den vergangenen Freitag die Mutter des Mädchens sehr sauer gewesen sei, da sie von der Arbeit wegmusste, um das Mädchen abzuholen. Das Mädchen beruhigt sich danach etwas, doch in der anschließenden Arbeitsphase fängt das Mädchen erneut an zu weinen, woraufhin die Lehrerin zu dem Mädchen geht, um allein mit ihr zu reden. Kurz danach ist Pause – nach der Pause kommt das Mädchen fröhlich und lachend in die Klasse zurück. Auch ich hatte das Mädchen in der Stunde ignoriert, da solch eine Situation bis dahin fast jeden Tag aufgetreten war und ich daher schon ausführlich mit der Lehrerin über die Thematik und auch bereits erfolgte Schritte gesprochen hatte.
(StudentIn H_7)