Es war der erste Wandertag mit einer ersten Klasse, bei dem wir zu einem Spielplatz gelaufen sind und dort gepicknickt haben. Meine Mentorin und ich waren die einzigen beiden Erwachsenen. In der Klasse ist ein teilweise fremdaggressiver und verhaltensauffälliger Junge, der zu Beginn des Wandertages allerdings auffällig unauffällig blieb. Als wir jedoch den Heimweg antreten wollten, begann er jegliche Aufforderungen und Ansprachen zu ignorieren. Offensichtlich wollte er noch nicht zurücklaufen. Er versteckte sich auf dem Spielplatz in einer Röhre und kam nach mehrfacher Herausforderung nicht heraus. Daraufhin bin ich zu ihm in die Röhre gekrochen, um ihn so dazu zu bewegen, herauszuklettern. Dies erfüllte seinen Zweck, allerdings rannte er auf der anderen Seite aus der Röhre heraus und so schnell er konnte in Richtung Straße, die zu dieser Zeit stark befahren war. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm hinterherzurennen und am Handgelenk zu packen, um ihn daran zu hindern, dass er auf die Straße rennt, da er auf das Rufen von mir und meiner Mentorin nicht reagierte. Der Junge begann daraufhin mich auf Kurdisch zu beschimpfen und die anderen SchülerInnen der Klasse zu treten, die an ihm vorbeiliefen. Im weiteren Verlauf des Heimweges ging meine Mentorin mit der Klasse voran und ich mit dem Jungen hinterher. Er schlug mit seiner Tasche gegen parkende Autos, versuchte mehrfach auf die Straße zu rennen, setzte sich mitten in große Pfützen, aß Blätter von Büschen und Bäumen am Wegesrand und ignorierte jegliche Ansprachen. Stattdessen begann er mich auszulachen und erst recht die Aktionen durchzuführen, die ich ihm verbot. Um weitere Gefahrensituationen zu vermeiden, sah ich keine andere Möglichkeit als ihn ans Handgelenk zu nehmen. Daraufhin reagierte er, indem er sich auf den Boden schmiss und weigerte weiterzulaufen. Wir kamen also nur sehr langsam bis gar nicht voran. Meine Mentorin schien dies nicht zu bemerken, da sie mit dem Rest der Klasse immer weiterlief und schließlich in dem Park, in dem wir uns befanden, komplett außerhalb meines Sichtfeldes war. Ich wusste nicht mehr, was ich mit dem auf dem Boden liegenden Schüler tun sollte, da ich gefühlt alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, ihn zum weitergehen zu bewegen. Zudem begann er, um sich zu treten, als ich mich ihm näherte. Ich habe daraufhin mehrfach laut nach meiner Mentorin gerufen, in der Hoffnung, dass diese mein Problem bemerkt und zumindest mit dem Rest der Klasse auf uns wartet, zumal ich mich dort auch kaum auskannte und vermutlich den Weg zurück zur Schule nicht gefunden hätte. Irgendwann reagierte eine der anderen Schülerinnen, die mich rufen gehört hatte, was dafür sorgte, dass die Klasse stehen blieb und meine Situation bemerkte. Meine Mentorin kam mir zu Hilfe und wir schafften es gemeinsam, den Schüler aufzustellen, der sich allerdings immer noch wehrte. Sie gab aber auch an, nicht die ganze Zeit bei uns bleiben zu können, weil dann der Rest der Klasse ja allein laufen würde. Sie lief also mit mir und dem Jungen zum Rest der Klasse, wobei wir ihn mehr hinter uns herzogen, als dass er wirklich gelaufen ist, und ging dann mit dem Rest der Klasse weiter, sodass ich kurz später wieder mit dem Jungen allein war. Der gesamte Heimweg verlief in einem ähnlichen Muster. Ich hatte nahezu keine Chance den Jungen allein und gefahrenfrei zum vorwärts laufen zu motivieren und war sehr froh, als wir die Schule erreicht hatten. Ich hatte während der gesamten Aktion das Gefühl, dass jede meiner Aktionen den Jungen noch weiter provozierte und bin somit am Ende dazu übergegangen, seine Aktionen mehr oder weniger zu ignorieren und einfach komplett still zu bleiben und ihn nur an der Hand hinter mir herzuziehen. Dies verursachte zumindest kurz eine Verbesserung seines Verhaltens, da er verwirrt schien, dass ich nicht mehr auf ihn einrede.

(StudentIn Q_7)