Nach der letzten Unterrichtsstunde beobachte ich in der 2. Klasse folgende Szene:

Frau P.: „N., kannst du mir sagen, was los war eben? Weißt du … Mathe. Du bist in Mathe richtig gut! Warum arbeitest du nicht?“

N. zuckt mit den Achseln und richtet seinen traurigen Blick auf den Tisch vor ihm.

Frau P.: „Zweifle doch nicht so an dir. Du bist richtig gut in Mathe.“

R., der danebensteht, sagt etwas nicht Hörbares. Er zeigt offenbar Verständnis für N.s Verhalten und gibt zu verstehen, dass es ihm auch schon so ging.

Frau P. zu R.: „Und was hast du dann gemacht?“

R.: „Ich weiß nicht so richtig. Aber wenn ein Tag dann wieder richtig gut lief, ging‘s wieder besser.“

R. geht weg. N. holt sein Hausaufgabenheft aus der Tasche und trägt unter Hilfe der Klassenlehrerin Frau P. die Hausaufgaben ein. Am Platz sitzend packt er seinen Rucksack zusammen.

Frau P.: „N., was machst du heute als Erstes, wenn du nach Hause kommst?“

N. (kaum hörbar): „Mittagessen.“ Er schaut Frau P. immer noch nicht an, sondern vor sich auf den Tisch.

Frau P.: „Mittagessen. Das ist gut. Das lässt du dir mal so richtig gut schmecken. Und dann machst du die Hausaufgaben, dann den ganzen Rest vom Tag spielen. Und bevor du ins Bett gehst wird noch gelesen. Und morgen kommst du mit freudigem Gesicht in die Schule und ich freue mich mit dir, dass du die Hausaufgaben gemacht hast.“

N. nickt mit dem Kopf, steht auf, stellt seinen Stuhl hoch und geht nach Hause.

(Studentin L_4, Pos. 52-77)