Hinweis – Der Fall kann gemeinsam gelesen werden mit:
- „Frau Önal – »Das war ganz schlimm«“
- „Herr Schmidt – »dass jeder sein Lieblingsrezept aus seinem Heimatland mitbringen musste«“
- „Frau Mütz – »da hatte ich auch mal ne Schülerin, die aus Griechenland kam auch da einfach mal zu erzählen«“
- „Herr Ludwig [1] – »Hola« und »Salut«“
- „Schüler_innen: Motive für die Bejahung des Prinzips Interkulturelles Frühstück – Achtklässler_Innen einer Integrierten Gesamtschule“
- „Schüler_innen: Motive für die Bejahung des Prinzips Interkulturelles Frühstück – Masud“
- „Schüler_innen: Motive für die Bejahung des Prinzips Interkulturelles Frühstück – Resümee der Schüler_innenbefragung“
- „Interkulturelles Frühstück – Resümee der Lehrkräftebefragung“
Einleitende Bemerkungen
Wir wenden uns nun einer Gruppendiskussion mit Sechstklässler_innen eines Gymnasiums zu. Dort werden die verschiedenen (wahrgenommenen) Herkünfte der Mitschüler_innen als vorteilhaft und bereichernd beschrieben. Die eigene Klassenzusammensetzung sei »sehr multikulturell«. Nachdem die Kinder ihre Nationalitäten, die ihrer Mitschüler_innen bzw. ihrer Eltern aufgezählt haben, fragt die Diskussionsleiterin, ob dies einen Einfluss auf den Geschichtsunterricht habe, worauf sie antworten:
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten
Tim: »Nö.«
Necla: »Eigentlich nicht.«
Almila: »Naja, also manche wissen natürlich mehr über den Bereich zum Beispiel«
Necla: »Zum Beispiel in Englisch Maria weiß dann irgendwie mehr.«
Diskussionsleiterin: »Kommt aus England?«
Einige Schülerinnen und Schüler: »Ja. Aus Australien.«
Almila: »Also zum Beispiel wenn wir im Geschichtsunterricht jetzt über bestimmte Kulturen oder so reden, dann weiß natürlich eine so mehr darüber Bescheid.«
Die Vorteile der jeweiligen Schüler_innen durch Fremdsprachenkenntnisse oder (vermutete) Kenntnisse der jeweiligen (angenommenen) »Heimatländer« oder »Kulturen«[1] wird zunächst einmal nicht als Konfliktpotenzial oder unfairer Vorteil gesehen, sondern als etwas ganz Normales vorgestellt. Im vorliegenden Ausschnitt zeigt sich aber auch, wie schnell Schüler_innen mit Zuschreibungen bei der Hand sind – in diesem Falle positiv besetzte – und Wissen bei ihren Mitschüler_innen unterstellen, welches diese vielleicht gar nicht haben – und das sie eventuell zur Enttäuschung aller dann auch nicht liefern können.
Der Wunsch, die eigenen Mitschüler_innen als »Expert_innen ihrer Länder« zu Wort kommen zu lassen, wird in einer Reihe von Gruppendiskussionen geäußert. Häufig wird vorgeschlagen, dass die entsprechenden Kinder bzw. Jugendlichen in Form von Vorträgen über die (Geschichte der) »Heimatländer« berichten sollen. Hier können akzentuierend zwei Funktionen einer solchen Veranstaltung unterschieden werden: 1. Es soll der (didaktischen) Abwechslung dienen. 2. Es soll dem Perspektivenwechsel und Wissenszuwachs dienen. Ad 1: Leon (7. Klasse, Gymnasium): »Aber es wär vielleicht auch für die anderen interessant, wenn die jetzt was über ihr ähm Heimatland oder ir- äh erzählen, dann hörn dann auch andere viel mehr zu«. Ad 2: Maike (8. Klasse, Integrierte Gesamtschule): »Aber äh vielleicht auch schon schön wenn wir über Länder und machen würden, damit wir auch was erfahren oder was sie wie das so is, wie sie das für ihr eigenes Land finden oder so. Is eigentlich auch ganz spannend.«
Der »Ruf« nach den »Kulturexpert_innen« kommt in unserem Material im Übrigen vorrangig von den Schüler_innen ohne Migrationshintergrund.
Fußnote:
[1] »Kultur« und »Nation« werden von den Schüler_innen synonym gebraucht.
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