Am Montag konnte ich zwei Stunden Vertretungsunterricht in der Klasse 2a halten, da ich vorher schon einige Stunden in dieser Klasse verbracht habe und die Kinder schon kenne. Da wir uns schon kennen, halte ich wie die Klassenlehrerin den Morgenkreis wie gehabt: jeder darf vom Wochenende erzählen, aber immer nur dann, wenn man den Erzählstein in der Hand hält. Abwechselnd nehmen sich dann Jungen und Mädchen dran. Wenn alle erzählt haben, dürfen sie in ihrem Arbeitsheft weiterarbeiten.

Als das Geburtstagskind P. endlich dran ist, erzählt er von seinen Geschenken: ein Hausaufgabenheft, ein Pullover von Star Wars, usw. Er möchte das neue Heft herumgeben und es den anderen Kindern zeigen. „Das wollen wir aber nicht sehen, P. Das ist doch langweilig.“ wird in die Runde gerufen. Stolz erzählt er dann von seinem nächsten Geschenk:

P.: „Ich durfte mitkommen und das neue Haus sehen, in das wir umziehen werden.“

Ich frage ihn: „Wohin zieht ihr denn?“

P.: „Ich weiß nicht wie das heißt.“

Ich: „Aber ihr bleibt doch in Vellmar, oder musst du auch die Schule wechseln?“

P.: „Ja, ich gehe dann auf eine andere Schule.“

U.: „Ziehst du nach Australien oder was?“ Alle lachen, außer P.

P.: „Nein.“

A.: „Schade, dass du gehst.“

Ich: „Ja, das finde ich auch schade. Du wirst uns hier fehlen, P.“

Sonst sagt keiner mehr was dazu.

Bei meinem Vorschlag, zusammen ein Lied für P. zu singen, wird heftig protestiert, und auch nur vier Kinder singen mit. Er möchte danach noch seine neue Mütze zeigen, wird aber wieder mit der Aussage „Du hast aber schon so viel erzählt, das reicht jetzt. Jetzt bin ich dran!“ von A. zurückgewiesen. Daraufhin beende ich den Morgenkreis und die Kinder fangen an zu arbeiten. P. bekommt eine Geburtstagskerze; er darf sie auspusten und sich etwas wünschen. Er erzählt mir noch von seinen restlichen Geschenken und fängt dann auch an zu arbeiten.

(Studentin L_2, Pos. 43-62)