Nach den Osterferien bekamen wir eine Schülerin in die Klasse, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Deutschkenntnisse besaß. In der Klasse wurde sie neben ein sehr schüchternes und zurückhaltendes Kind an den hintersten Gruppentisch gesetzt.
Der Unterricht verlief ohne besondere Rücksichtnahme auf die neue Schülerin, was zur Folge hatte, dass diese gelangweilt und ohne Materialien, Arbeitshefte, Stifte und des Weiteren dem Unterricht mehr oder weniger versuchte zu folgen. Aufgrund dieser Beobachtung sprach ich unseren Mentor auf die Situation an, welcher sich jedoch eher weniger dafür interessierte. Die Schülerin saß demzufolge weiterhin am Tisch ohne jeglichen Arbeitsauftrag oder bekam einzelne Arbeitsblätter ohne dazugehörige Erklärung. Zunehmend war ein trauriger und auch enttäuschter Gesichtsausdruck erkennbar.
Im darauffolgenden Deutschunterricht, in welchem der Buchstabe „B/b“ eingeführt wurde, bekamen alle Kinder, einschließlich der besagten Schülerin, ein Arbeitsblatt, auf welchen der Buchstabe geübt werden sollte. Ich bemerkte, dass die Schülerin nicht verstand, was sie auf diesem Arbeitsblatt zu tun hat, sodass ich mich zu ihr setzte und ihr dabei half das Arbeitsblatt zu bearbeiten. Dies fiel ihr zu meiner Überraschung relativ einfach, da sie den Arbeitsauftrag nach einigen Verständnisproblemen relativ schnell verstand. Es wurde deutlich, dass der Schülerin die Bearbeitung des Blattes gefiel und sie in mir eine Art Bezugsperson fand, da ich die erste Person war, die sich ihr zuwandte und ihr half.
Im Verlauf der nächsten Stunden suchte die Schülerin immer wieder den Blickkontakt zu mir und öffnete sich zunehmend. Deutlich wurde dies vor allem am Ende der Pause als ich im Flur stand und die Schülerin zu mir kam und meine Hand nahm und wir so gemeinsam zum Klassenraum gingen. Vor allem aufgefallen ist mir dabei, dass diese, als wir vor dem Klassenraum warteten, sich regelrecht an mir festgeklammert hatte und sich teilweise hinter mir vor den anderen Schülern versteckte. Auch als wir den Klassenraum betraten hielt die Schülerin weiterhin meine Hand und suchte auch während des Unterrichts vermehrt den Blickkontakt zu mir.
Ich persönlich hab mich in dieser Situation sehr gefreut, dass ich dem Mädchen eine Hilfe sein konnte und über ihre entsprechende Reaktion darüber. Es hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, alle Kinder in den Unterricht und damit in die Klassengemeinschaft zu integrieren.
(Studentin F_2, Pos. 1-11)