P. fiel mir bereits zu Beginn meines Praktikums durch ihre charakterliche Besonderheit auf. Sie ist oft unausgeschlafen, hat in der Klasse eine Außenseiterrolle, keine Freunde an der Schule und fällt dadurch auf, dass sie verträumt ist und in ihrer eigenen Fantasiewelt zu leben scheint. Da P. bei alltäglichen Dingen sehr langsam ist und beispielsweise fürs Ausziehen der Jacke deutlich länger braucht als ihre Mitschüler, kommt sie des Öfteren als Letzte in den Sitzkreis am Morgen. Häufig kommt sie auch erst verspätet zur Schule, insbesondere, wenn die Klasse zur ersten Stunde hat. Bei Arbeitsaufträgen braucht sie sehr lange, bis sie mit dem Arbeiten beginnt und kommt nur langsam voran, da sie häufig vor sich hinträumt. Meist braucht sie mehrere Aufforderungen der Lehrerin. Von der Klassenlehrerin bekommt P. Belohnungs-Schmetterlingsperlen, die sie sammeln kann, um sich eine Kette zu fädeln. Diese Perlen bekommt sie, wenn sie ausgeschlafen und pünktlich in die Schule kommt und ihre Aufgaben erledigt.
P. spielt gern Pokémon und ist dabei am liebsten ein Katzen-Pokémon. Sie läuft miauend durch den Raum. Gelegentlich schmiegt sie in ihrer Katzenrolle ihren Kopf an mein Bein oder meine Schulter. Ihr Verhalten ist für mich befremdlich. Ich versuche es zu übergehen und zu ignorieren, um sich einerseits nicht zu verletzten, aber andererseits auch nicht darin zu bestärken, dies weiter zu tun. Zudem kommt sie manchmal, wenn ich auf dem Schulhof oder in der Klasse stehe, an und nimmt meine Hand. Ich habe das Gefühl, sie sucht nach Nähe. Auch wenn ich sie nicht vor den Kopf stoßen möchte, ist mir dies zu viel und ich finde auch nicht, dass ich als Praktikantin / Lehrkraft die richtige Person dafür bin.
(Studentin A_4, Pos. 11-20)