In der Blockphase meines Praktikums war meine Mentorin mehrere Wochen krank. In dieser Zeit gab es viele verschiedene Vertretungslehrkräfte, die eingesetzt wurden. Ich war also die einzige Person, die jeden Tag in der Klasse war, habe viel Unterricht geplant und angeleitet, viel Verantwortung getragen und musste immer wieder (zum Beispiel organisatorische) Entscheidungen treffen. Dazu gehörte beispielsweise die Frage, ob sich Kinder umsetzen dürfen, ob sie in der Gruppenarbeit bei dem Partner ihrer Wahl sitzen dürfen und so weiter. Manchmal erlaubte ich dies, so durften zwei befreundete Jungen eines Tages nebeneinandersitzen, weil ich ihnen das in den ersten beiden Stunden erlaubt hatte. In der dritten Stunde war Religionsunterricht mit der Fachlehrerin. Als sie sah, dass die beiden zusammensaßen, ermahnte sie die beiden sofort und schickte die beiden auf ihre ursprünglichen Plätze. Auf deren Aussage, dass ich ihnen dies ja morgens erlaubt hätte, antwortete sie laut: „Ja, aber Frau L. hat ja keine Verantwortung. Sie kann ja gar nicht wissen, dass ihr das nicht dürft. Solche Entscheidungen treffen wir nur mit Frau I. (der Klassenlehrerin). Ihr dürft das nicht ausnutzen, dass Frau Kretzschmar sich noch nicht auskennt“.
(StudentIn H_6_BSP, Pos. 2-12)