In der zweiten Klasse sollte das Einmalvier eingeführt werden. In dieser Klasse hospitieren eine andere Studentin und ich schon seit einigen Wochen. Wir hatten auch schon öfters eine Unterrichtsstunde übernommen und wurden von der Lehrerin gebeten, auch diese Einführungsstunde zu gestalten. Also haben wir uns gemeinsam die Unterrichtsplanung überlegt und waren am Montagmorgen dazu bereit, den Schülerinnen und Schülern das Einmalvier näher zu bringen. Zunächst begrüßten wir sie und sangen gemeinsam – so wie es in dieser Klasse üblich ist – ein Lied. Anschließend haben wir die Kinder im Sitzkreis versammelt und wollten anfangen, das Einmalvier einzuführen. Alle Schülerinnen und Schüler saßen ruhig im Kreis und warteten darauf, dass es losging. Nur W. fiel durch sein Verhalten auf. Er legte sich auf den Bauch und stützte seinen Kopf mit den Armen ab. Meine Kommilitonin bat ihn darum, sich so hinzusetzen, wie alle anderen Kinder. Er ignorierte sie und tat so, als würde er nichts hören.

W. hat in den letzten Stunden mit seinem Verhalten oft provoziert und ausgetestet, wo die Grenzen sind. Da die andere Studentin stets sehr ruhig und freundlich ist und auch selten energisch durchgreift, hat er sie nicht ernst genommen, ihre Anweisungen kaum befolgt und gemacht, was er wollte. Wenn ich gemerkt habe, dass sie nicht mehr weiterweiß, habe ich versucht, ihr zu helfen und ihre Aussage noch einmal deutlich wiederholt. Das hat auch immer gut funktioniert. W. hat gemerkt, dass hier die Grenze erreicht ist und folgte den Anweisungen.

Auch in dieser Situation im Sitzkreis habe ich überlegt, ob ich eingreifen soll, aber meine Kommilitonin hat ihre Aussage selbst noch einmal deutlich wiederholt. W. hat gemerkt, dass hier die Grenze erreicht ist und sich ruhig mit in den Kreis gesetzt. Er hat die restliche Stunde nicht mehr durch provozierendes Verhalten gestört, sich sogar immer wieder am Unterrichtsgeschehen beteiligt und schien auch Spaß dabei zu haben.

(Studentin B_2, Pos. 87-95