Schlagwort: Angst

Anlaß für meine kritischen Überlegungen ist ein Text aus dem Buch des Erziehungswissenschaftlers Arno Combe mit der Kapitelüberschrift: “Schulanfang 1990: Zur Erinnerung an Th. W. Adornos “Tabus über dem Lehrerberuf”. Die Normenfalle pädagogischen Handelns. Stellvertretende Deutung und Empathie als progressive Attidüde.” (Combe 1992, 169-176) (…)
Frau Cypri lebt nach einer langjährigen, gescheiterten Freundschaft allein mit Hund und Katze in einem abgelegenen Wochenendhaus am Waldrand. „Mir war es dort nicht geheuer“ (stud. Int.). Frau Cypri verdeutlicht im Interview ihre konfliktreiche Lebenssituation; ihre immer wieder betonte Liebe zu Tieren und Schutzbedürftigen war irgendwie merkwürdig und scheint mir vielleicht ein Ausdruck versagter Fürsorge zu sein, eine Verschiebung der eigenen Rufe nach Liebe und Geborgenheit auf „Menschen und Tiere, die sonst keiner will“ (stud. Int.).
In einer Schulklasse bildet sich zu Beginn des Schuljahres relativ rasch eine von „Übertragungen“ getönte „multistrukturierte Interaktion“ (Muck 1980, S. 159 ff.) aus, und es kommt zu einer schwer zu durchschauenden „Vermischung von Übertragungsbeziehungen mit den tabuierten und emotional geladenen institutionellen Realitäten“ (Drees 1984, S. 79). In der Haltung der Abstinenz bewährt sich dabei seitens des Lehrers eine selektiv-fokussierende und eine final-gestaltende Orientierung im Lernprozeß. Zudem werden wichtige Teilaspekte zum Konzept der „Übertragungsidentifizierung“ (Trescher 1993) und zur „Gegenübertragungsreaktion“ (Hirblinger
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Falldarstellung [zitiert nach Clyne, M.B. (1969): Schulkrank? Schulverweigern als Folge psychischer Störungen. Stuttgart] Lilian WA, 6 Jahre alt. Frau WA suchte mich mit ihrer Tochter Lilian auf und sagte, Lilian habe über Leibschmerzen geklagt, weigere sich zu essen und weine in letzter Zeit viel (an dieser Stelle fing Lilian zu weinen an). Frau WA fügte hinzu, der Hauptgrund, warum sie Lilian zu mir bringe, sei der, daß Lilian nicht zur Schule gehen wolle. Lilian war mit einer kleinen Freundin
Achmed, ein fünfzehnjähriger türkischer Junge besucht die Vorbereitungsklasse in einer deutschen Schule seit zwei Jahren. Bisher war er überzeugt, in Deutschland bleiben zu können: er wollte die neunjährige Schulpflicht erfüllen, möglichst eine Lehre beginnen, Geld verdienen und ausgeben, auch einmal eine Familie gründen, kurz: er wollte in Deutschland leben. Diese Lebensperspektive gab ihm Sinn. Sie ließ ihm die vielen in der letzten Zeit zunehmenden Unannehmlichkeiten und Demütigungen ertragen.
Falldarstellung Dieses Beispiel ist zwar aus der Elternsicht geschrieben, kann aber dem Lehrer bzw. dem Erzieher Hinweise über Beziehungszusammenhänge und über die Vielschichtigkeit der Lebens­situation von Schülern geben. Die Familie sitzt beim Abendessen zusammen. Der siebenjährige Arno ist bedrückt. Nach einer Weile wendet er sich an die Mutter: „Mama, stell Dir vor, wie gemein der Karsten ist. Er möchte meinen Stuhl haben. Ich will ihm aber den Stuhl nicht geben, weil er so bequem ist. Was soll ich denn