Fachdidaktik: mehrere Angaben

Einleitende Bemerkungen […] In diesem Abschnitt soll das Problem des Personseins im Unterricht am Beispiel einer Sequenz aus Interviews einer Forscherin mit einer Schülerin zu einer Unterrichtsstunde im Fächerverbund Geschichte und Sozialkunde herangezogen werden.[1] Dabei möchte ich nicht den Anspruch einer vollständigen Interpretation einlösen, sondern die Diskussion für die Frage nach der pädagogischen Bedeutsamkeit des Personseins für Schüler(innen) im Unterricht eröffnen. In der Interviewsituation wird die Schülerin in ihrer Rolle als Schülerin interviewt. Sie wurde direkt im Anschluss an
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Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Eltern/LehrerInnen versus SchülerInnen LehrerInnen versuchen in der Regel die Eltern der SchülerInnen auf ihre Seite zu ziehen, weil Widerstand der Eltern gegen Maßnahmen von LehrerInnen natürlich in mehrfacher Hinsicht kontraprodkutiv ist. Einerseits besteht damit die Gefahr einer direkten Auseinandersetzung mit den Eltern, zum Anderen wird den SchülerInnen in ihrem Konflikt mit den LehrerInnen der Rücken gestärkt, wenn sie wissen, daß die Eltern hinter ihnen stehen. LehrerInnen sind daher immer interessiert, das eigene Verhalten mit der
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten (Ausschnitt) Beispiel 1: Unproblematische Hilfesequenz Lennard (4. Schulbesuchsjahr: 4. SBJ) und Niklas: (3. SBJ) sitzen an einer Tisch­gruppe. Lennard bietet Niklas Hilfe an und fragt: „Soll ich helfen? Was verstehst du noch nicht?“ Es geht um eine Sachaufgabe in Mathematik, in der das Gewicht der Katze Felix er­rechnet werden soll. Lennard: „Überleg mal, er stellt sich auf die Waage. Was ist der Unterschied zwi­schen 32 und 35 kg?“ Niklas: „3 kg.“ Lennard: „Also, musst du rechnen 35
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten 04.02.03 Mit dem 13er GK-Sport machte Herr Hofstätter ein wenig Krafttraining. Er sagte, daß es ihm Spaß mache mit dieser Gruppe, obwohl hier keine „tollen“ Sportler dabei seien. Aber die Gruppe arbeite gut mit, sei sympathisch und motiviert. Dass Sympathie und Produktivität in einem Zusammenhang stehen, dokumentiert sich in dieser sehr kurzen Sequenz. Herr Hofstätter hat Spaß, „obwohl hier keine ‚tollen‘ Sportler dabei“ sind. Was er schätzt und was sein gutes Gefühl erzeugt, ist die
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Entscheidungen aus Sympathie 11.11.02 Die BK-Stunde stellte Herr Guppi der Klasse zur Verfügung, um über die geplante „halboffene“ Ganztagsbetreuung zu reden. Conny und Torben, die Klassensprecher, stellten die Ergebnisse des SMV-Seminars vor (1). Es wurde das Für und Wider diskutiert. Die Veränderungen, die dieses Angebot nach sich zieht, sind: Mittagessen, Mittagspause, Busfahrpläne verändern, Hausaufgabenbetreuung etc. Herr Guppi sagte, daß er dagegen gestimmt habe, weil „Ihr kommt im Dunkeln und geht im Dunkeln. Wann habt ihr
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Begegnungen auf der Seins-Ebene 12.02.03 Herr Hofstätter war in der ersten Mathestunde weniger streng und konsequent, machte ein paar Späße mehr etc., aber die Klasse war sehr laut. In der zweiten Stunde wurde es immer lauter. Bis auf 2 SchülerInnen hörte niemand zu. Herr Hofstätter unterbrach seine Erklärungen und wartete ab, aber die Klasse bemerkte nicht einmal, daß er aufgehört hatte zu reden. Er packte seine Sachen und beendete vorzeitig die Stunde. Ziemlich wütend verließ
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Begegnungen auf der Seins-Ebene 16.01.03 Vor der dritten Stunde erzählte mir Herr Merkel, daß zwei dieser drei Jungen, die den Unterricht stören, immer die „Kumpelebene“ zu ihm suchten. Die Mutter von Peter sagte Herrn Merkel, daß Peter Zuhause nie vom Fach Geschichte redete, sondern nur von Herrn Merkel als Person. „Das ist ganz komisch bei ihm.“ Peter sucht die „Kumpelebene“ zu Herrn Merkel, d.h. es ist nicht die Lehrerrolle Herrn Merkels, die ihn anspricht, sondern
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Aufhebung der dualistischen Solidarität 17.01.03 In der zweiten Stunde war ich mit Herrn Merkel in der 5ten Klasse – eine Mathematikstunde. Ein paar Mädchen holten Herrn Merkel am Lehrerzimmer ab und redeten auf dem Weg zum Klassenzimmer mit ihm. Während einer Rechenaufgabe – in der Klasse war es absolut ruhig – sagte ein Junge plötzlich: „Der Charly ist gar nicht da. Das merkt man gleich – is´ viel ruhiger“. Die anderen Kinder lachten, nickten mit
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Aufhebung der dualistischen Solidarität Die Kategorie der Sympathie ist deswegen so bedeutungsvoll, weil sie in der Lage ist, die anderen durch Polarität zwischen SchülerInnen und LehrerInnen gekennzeichneten Kategorien außer Kraft zu setzen. Nachfolgende Feldbeschreibungen veranschaulichen dies: 29.11.02 Nach der Mathematikstunde redeten Charlotte, Beatrice und Lena mit Herrn Hofstätter, weil in der Biologie-Arbeit ein Begriff vorkam (Plasmolyse), den die Klasse nie zuvor besprochen hatte. Die Frage zur Plasmolyse machte zudem punktemäßig ein Viertel der ganzen Arbeit
Falldarstellung mit interpretierenden Abschnitten Antipathie und Produktivität 20.03.03 Herr Hofstätter ärgerte sich über Robin, der im Basketball spitze sei, aber sich ansonsten überhaupt nicht bemühe: „Der Robin hätte besser auch Grundkurs gewählt.“ Das Verhalten Robins, der sich nämlich – abgesehen vom Basketball – nicht um Integration bemüht, macht Herrn Hofstätter verständlicherweise ärgerlich. Herr Hofstätter hat zu seinem Sport-LK ein gutes Verhältnis. Fairness und Sportlichkeit sowie die Arbeit an einem gemeinsamen Ziel erzeugen nicht nur bei den SchülerInnen, sondern auch