Schlagwort: LehrerInnenhandeln

Die Fallstudien der Schüler Legolas und Fritz fassen die fallspezifischen Rekonstruktionsergebnisse zusammen. In diesem Kapitel wird es darum gehen, beide Schüler gegenüber zu stellen und die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der Verläufe der Schulkarrieren, der individuellen Orientierungsrahmen und des Verhältnisses von Orientierungsrahmen und Schulkarriere herauszuarbeiten. Durch diese Kontrastierung sollen so die einzelfallspezifischen Erkenntnisse erweitert und konkretisiert und erste Ableitungen für typologische Bestimmungen getroffen werden.
Legolas wurde als zentraler Eckfahl nach den ersten beiden Interviews ausgewählt, weil er für eine unproblematische Schulkarriere und einen positiv verlaufenden Übergang an ein städtisches Gymnasium steht. Er hat keine Probleme mit den Leistungen, den Gleichaltrigen und auch zu seinen Eltern bestehen keine Spannungen aufgrund der schulischen Situation. In seinem Orientierungsrahmen konnten wir ein Gleichgewicht von Peer- und schulischer Leistungsorientierung rekonstruieren. Legolas stellt damit den exemplarischen Fall eines Schülers dar, der bis zur 5. Klasse und nach dem Übergang
In diesem Gesprächsauszug aus einer Gruppendiskussion wird eine intensive Auseinandersetzung wiedergegeben. Das Mädchen, das ein ägyptisches Wandbild hergestellt hat, behauptet, dass sich auf diesem Bild zwei Brüder um eine Frau streiten und daher zornig aufeinander sind. Doch diese Frau ist auf dem Wandbild noch gar nicht zu sehen. Dennoch sei nach Auffassung des Mädchens auf dem Bild der Streit zweier Brüder um eine Frau das Thema. Sie habe einmal eine Geschichte aus Ägypten gelesen, in der es auch um
Die Präferenz der Jungen für den Lehrer ist deutlich. Zwar kritisieren sie an ihm, dass er häufig nicht alles unter Kontrolle hat und einige Kinder sogar seine mangelnde Strenge ausnutzen. Doch schätzen sie genauso seine Geduld und seinen Langmut. Einerseits fehlt ihnen Strenge und Disziplin, andererseits empfinden sie es als sehr angenehm, dass sie mit dem Lehrer besser reden können. Kritisiert wird, dass der Lehrer manche Schüler lieber habe; doch halten die Jungen ihm zugute, dass er im Unterschied
Die Jungen nennen mehrere Aspekte, durch die sich nach Ihrer Auffassung das Lernen im Kunstunterricht von dem in anderen Fächern unterscheidet. Für besonders wichtig halten sie, dass sie nicht von einander abgucken können. Diese Aussage gibt die Erfahrung der Kinder wider: Beim Kunstunterricht gibt es kein richtig oder falsch und wie bei vielen anderen Aufgaben nicht nur eine Lösung, die möglichst alle Kinder finden sollen, wenn sie eine gute Note erhalten wollen, sondern im Gegenteil: Es ist gerade das
Frau Winter steht vor der Klasse. Nach einigen Bemerkungen zur vorherigen Stunde sagt sie: „Heute habe ich euch was ganz Besonderes mitgebracht.“ Sie zieht aus ihrer Jackentasche eine Tüte mit bunten Federn. „Die habe ich heute früh in meinem Garten gefunden…von wem die wohl sind?“ Die Kinder staunen, beugen sich in die Richtung, nicht alle haben die Szene mitbekommen.
Wir beschränken uns in der Interpretation zunächst auf den ersten Interakt: Wann geben Sie uns die Klassenarbeiten wieder? In der Frage wird ein Wiedergeben thematisiert. Zwischen dem Sprecher und dem Adressaten der Frage besteht also hinsichtlich des Gegenstands der Äußerung eine Austauschrelation: Sehen wir von dem spezifischen Gegenstand Klassenarbeiten ab, dann könnte die Äußerung im Rahmen eines privaten Darlehensgeschäfts getätigt worden sein: Wann gibst Du mir das Geld wieder?
Geboren Anfang der 60er Jahre durchlebte Herr Thalstett eine von wiederholten Umzügen und Schulwechseln geprägte, für DDR-Verhältnisse eher untypische Kindheit. Seine Eltern ließen sich während seines achten Lebensjahres scheiden. Scheidung und Schulwechsel gingen einher mit dem Wegbrechen sozialer Beziehungen. Er wurde mehrfach aus vertrauten Umgebungen herausgerissen. Diese Verlusterfahrungen verstärkten sich durch eine problematische Beziehung zum Stiefvater.
Frau Müller, die während des Kopfrechnens der Kinder sechs Zahlen: „90, 99,108, 117, 135“ nebeneinander und etwa 40 cm darunter zunächst vier Zahlen: „99,102, 105, 108“ dann Auslassungszeichen: „…“ sowie drei weitere Zahlen: „303, 306, 309″ an die Tafel geschrieben hat, beendet das Kopfrechnen der Kinder: „So! Es reicht“ und deutet auf die obere Zahlenreihe an der Tafel. Dann stellt sie die Frage: „Was fällt Euch zu dieser Reihe ein?“ Die meisten Kinder haben sich zur Tafel gedreht und
Im Folgenden wird der Handlungszusammenhang des Angliederungsrituals der 5. Mathematikklasse dargestellt. Zum Kontext der Videobeschreibung: Die Kinder haben ihre Sitzplätze eingenommen und, wie nach der großen Pause üblich, ca. 10 Minuten an ihren Gruppentischen gefrühstückt. Die Fachlehrerin, Frau Müller, sitzt am Pult, eine weitere Lehrerin, Frau Kasek, ist auf Grund des Förderbedarfs eines Schülers anwesend.